Verkehrserziehung in Viersen Schule setzte auf Verkehrsparcours
Viersen · Mehrere Maßnahmen haben die Sicherheit für die Zweitorschüler deutlich verbessert. Stadt nimmt sich weitere Schulen vor.
Autos parken im Halteverbot, Eltern wenden mit ihren Wagen auf dem Gehweg, halten vor der Schule auf der Straße – und dazwischen versuchen mit Tornistern bepackte Kinder, auf den oder vom Schulhof zu gelangen. „Ein absolutes Verkehrschaos“ habe zu den Bring- und Abholzeiten vor der Zweitorschule geherrscht, berichtete die stellvertretende Vorsitzende der Schulpflegschaft, Britta Holtschoppen, am Donnerstagmorgen den rund 200 Schülern und Gästen auf dem Pausenhof. Sie hatten sich dort versammelt, um die neue Verkehrsschule zu eröffnen. Der Parcours ist einer von vielen Bausteinen, die dazu beitragen sollen, dass der Schulweg für viele Erst- bis Viertklässler sicherer ist. Was da an der Zweitorschule geleistet werde, „hat Modellcharakter“, lobte Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD).
Die Stadt hatte 2018 die Verkehrssituation an den 14 Grundschulen und 35 Kitas in Viersen untersuchen lassen. Die Grundschule an der Zweitorstraße gehörte im Ergebnis zu den vier Standorten, an denen dringend Handlungsbedarf bestand. Schulleitung, Elternpflegschaft, der Förderverein der Schule, Verkehrswacht, Polizei und Stadtplaner entwickelten Ideen. So benannten in einer Umfrage Eltern die aus ihrer Sicht besonders kritischen Stellen des Schulwegs und schlugen vor, wie sich die Situation verbessern ließe.
Die Schule informiert auch an den Elternabenden über das Problem
Daraufhin hat die Stadt ein absolutes Halteverbot vor der Schule eingerichtet – das werde „inzwischen größtenteils beachtet“, sagte Holtschoppen –, Mitarbeiter der städtischen Betriebe versetzten schlecht sichtbare Schilder und erneuerten Fahrbahnmarkierungen. An Elternabenden und mit Elternbriefen wurden Mütter und Väter für das Thema Verkehrssicherheit sensibilisiert, weiter weg wohnende Familien haben sich zu Fahrgemeinschaften zusammengeschlossen.
Die neugebildeten ersten Klassen wurden möglichst so nach Wohnortnähe der Kinder zusammengesetzt, dass sich gut Fahrgemeinschaften bilden können. Dadurch habe sich die Zahl der „Elterntaxis“ bereits reduziert, sagte Holtschoppen. Darüber hinaus sind Eltern dazu übergegangen, etwa 500 Meter von der Schule entfernt liegende Parkplätze als Bringzonen zu nutzen, von denen die Kinder weiter gehen. Lehrer üben mit ihren Schülern, wie sie sicher unübersichtliche Straßen wie die Zweitorstraße überqueren können, banden sie außerdem dabei ein, den neuen Verkehrsparcours zu planen.
Zu-Fuß-zur-Schule-Wettbewerb soll die Kinder animieren
Im Sachunterricht und in der Nachmittagsbetreuung können die Kinder dort nun zu Fuß, auf Rädern oder Tretrollern richtiges Verhalten im Straßenverkehr üben. Schulleiterin Andrea Thees kündigte am Donnerstag an, dass in den Klassen bald auch wieder ein Wettbewerb startet: Die Klasse, deren Schüler besonders oft zu Fuß zur Schule kommen und unterwegs Warnwesten tragen, bekommt einen Preis.
Holtschoppen betonte: „Das Engagement trägt Früchte, aber wir sind noch nicht am Ziel.“ Auch Bürgermeisterin Anemüller räumte ein: „Wir wissen selbst, dass wir noch viel tun müssen, aber da sind wir auch dran.“ Nach und nach würden die in der Studie erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt. Stadtplaner Harald Droste gab Beispiele: Vor weiteren Schulen sollen Hol- und Bringzonen ausgewiesen, wo nötig Querungshilfen gebaut und Halteverbote eingerichtet werden. Hans Jansen, Geschäftsführer der Verkehrswacht, ergänzte, dass zwei Dülkener Grundschulen bald das Projekt „Walking Bus“ starten, bei dem Kinder gemeinsam zu Fuß zur Schule gehen. Darüber hinaus werde an einigen Schulen der Schülerlotsendienst eingeführt oder ausgebaut. Jansen lobte: „Es hat sich etwas bewegt, seitdem das Thema Elterntaxis vor einigen Monaten im Ausschuss für Ordnung und Straßenverkehr behandelt wurde.“