Tönisvorst Agent kassierte unberechtigt Versicherungs-Provisionen
Ein Tönisvorster wurde wegen Betrugs vom Amtsgericht verurteilt. Der 47-Jährige zeigte sich geständig.
Tönisvorst. Das Krefelder Amtsgerichthat gestern einen 47-jährigen Tönisvorster wegen Betrugs in 99 Fällen und versuchten Betrugs in 29 Fällen zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Außerdem muss der Mann monatlich 200 Euro an die geschädigten Versicherungen zahlen.
Konkret hatte die Staatsanwaltschaft dem Mann auf der Anklagebank vorgeworfen, in der Zeit von November 2012 bis Februar 2015 in seiner damaligen Funktion als Vertreter für zwei verschiedene Versicherungen zahlreiche Scheinverträge abgeschlossen zu haben. Er habe dies getan, weil er, unabhängig vom späteren Fortbestand des Versicherungs-Vertrages, für jeden einzelnen eine Abschluss-Provision erhielt. Diese hätte er allerdings zurückzahlen müssen, wenn die Versicherungsnehmer die Verträge innerhalb einer bestimmten Frist kündigten. Solche Zurückzahlungen seien aber nicht erfolgt.
Dem Angeklagten sei bewusst gewesen, dass die abgeschlossenen Verträge zu keinem Zeitpunkt erfüllt werden würden. Ihm sei es vielmehr nur um die Provisionen gegangen, so die Staatsanwaltschaft. Der so entstandene Schaden für die beiden Versicherungen, für die der 47-Jährige tätig war, belaufe sich auf insgesamt rund 221 900 Euro.
Der Tönisvorster, der zuvor noch nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten war, zeigte sich geständig. Es habe verschiedenen Kunden Verträge angeboten, die letztendlich nicht zustande kommen sollten. Die jeweiligen Männer und Frauen wurden von ihm angehalten, eine Versicherung abzuschließen und sie „nach relativ kurzer Zeit“ wieder zu kündigen. Auf diese Weise habe der 47-Jährige jeweils eine Provision für die gesamte Vertragslaufzeit — das konnten ein, zwei Jahre oder mehr sein — erhalten. Als „Anreiz“ hätten die betreffenden Kunden von ihm eine kleine Geldsumme, konkret 50 bis 100 Euro, bekommen.
„Ja, es waren Scheinverträge, aber ich hatte auch die Hoffnung, dass der ein oder andere nach drei oder vier Monaten bei der Stange bleibt“, ergänzte der 47-Jährige vor Gericht. Ein 52-jähriger Zeuge, der für eine der beiden betroffenen Versicherungsagenturen arbeitet, sagte aus, dass sein ehemaliger Kollege hier ein so genanntes „Schneeballsystem“ betrieben habe. Dieses habe er mit „vielen Verträgen lange Zeit am Laufen gehalten.“ Allerdings räumte der Zeuge ein, dass es Schwächen im Kontrollsystem gab: „Man hätte genauer hinschauen sollen!“