Alt-Willich soll Zentrum werden
Willicher geben jeden zweiten Euro in anderen Städten aus. Ein Einzelhandelskonzept soll jetzt den Standort verbessern.
Willich. Es sind Zahlen, die wohl kein Händler gerne hört: Die Kaufkraftbindung beträgt in Willich zurzeit nur rund 50 Prozent. Das bedeutet, dass jeder zweite Euro in anderen Städten ausgegeben wird.
Die Aktualisierung des Einzelhandelskonzeptes und die spätere Umsetzung sollen künftig die Kaufkraftbindung nachhaltig stärken. Stefan Kruse vom Planungsbüro Junker und Kruse erwartet von den Entscheidungsträgern allerdings einen gewissen Mut: Alt-Willich müsse klar als Hauptzentrum positioniert werden. Wie gewöhnungsbedürftig diese neue Denke sein wird, brachte Heinz Amfaldern (CDU) im Planungsausschuss zum Ausdruck: "Die kleineren Stadtteile werden sich zurückgesetzt fühlen, werden beklagen, abgehängt zu werden."
Kruse hatte eine "unterdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung" festgestellt sowie zu wenig "regional bedeutsame, große Anbieter". Diese Defizite seien mitverantwortlich für die geringe Kaufkraftbindung. Ziel sei aber nicht nur, Alt-Willich als Einkaufsstadt zu etablieren: Es gehe um ein attraktives Einzelhandelsangebot im gesamten Stadtgebiet.
Die Entwicklung des großflächigen Einzelhandels müsse gezielt und geordnet und nicht nach dem Gießkannenprinzip erfolgen. Kruse lobte das derzeitige Engagement von Kaiser’s in Neersen und die Pläne von Edeka, mitten in Schiefbahn zu investieren: "Es ist nicht selbstverständlich, dass Lebensmittelmärkte im Zentrum gehalten werden können."
Zum vorgesehenen Standort für den Baumarkt sah Kruse keine kurzfristig umsetzbare Alternative. Nahversorgungsrelevante Sortimente über 800 Quadratmeter Verkaufsfläche hätten nichts in Gewerbe- und Industriegebieten zu suchen. Großflächige Einzelhandelsbetriebe mit zentrenrelevantem Kernsortiment gehörten in die Innenstadt. "Es ist wichtig, dass wir jetzt voran machen", mahnte Dr. Paul Schrömbges (CDU).
Wie wichtig ein Einzelhandelskonzept ist, machte auch die Technische Beigeordnete Martina Stall deutlich: "Wenn Firmen überlegen, nach Willich zu kommen, fragen sie immer zuerst nach dem Einzelhandelskonzept." Kruse machte deutlich, dass ein solches Konzept nichts Statisches sei. Und Planungsamtsleiter Thomas Scholemann machte auf die Außenwirkung eines solchen Konzepts aufmerksam: Aufgrund der ersten Abgrenzungsvorschläge für die zentralen Versorgungsbereiche wurden alle angrenzenden Kommunen befragt - es habe keinerlei Widersprüche gegeben.
Das Einzelhandelskonzept soll im Internet auf der Seite der Stadt Willlich veröffentlicht werden. Bürger haben die Möglichkeit, Anregungen einzubringen und sich Details erläutern zu lassen. Das Ergebnis wird wahrscheinlich noch vor der Sommerpause im Planungsausschuss vorgestellt werden.