Altweiber: Frauen-Attacke aufs Schloss
Die Machtübernahme durch die Narren erfolgte in Neersen zügig. Da halfen Heyes auch keine Willich-Witze.
Neersen. Frauenpower machte den Weg ins Schloss frei: Ausschließlich weiblich Mitglieder der Prinzengarde rannten am Donnerstagabend mit dem Prellbock gegen das Schlossportal an. Bereits beim ersten und zweiten Versuch öffnete sich die Tür leicht. Vor der dritten und letzten Attacke hatte Bürgermeister Josef Heyes noch mit einem Säbel herumgefuchtelt. Die Machtübernahme durch die Narren erfolgte dann aber doch sehr aggressionslos.
Dass mindestens so viel Narren im Schlosshof die Stürmung mit verfolgten wie im Vorjahr, lag zum großen Teil daran, dass die Initiative gegen die Änderung der Elternbeitragssatzung mit einer gut 30-köpfigen Abordnung erschienen war. „Wir wollen hier nicht auffallen oder die Stimmung vermiesen“, stellte Sascha Lickes gegenüber der WZ klar. Gesine Adameck, als dreifache Mutter von den geplanten Änderungen betroffen, hatte ein Schild um den Hals: „Ich bin ein Schlüsselkind.“
Prominentestes „Schlüsselkind“ war Bürgermeister Heyes. Ebenso wie Kämmerer Willy Kerbusch und die Technische Beigeordnete Martina Stall war er als Robin Hood verkleidet — also als einer, der den Reichen etwas wegnimmt und den Armen gibt. „In der Kasse sind nur einige wenige Hundesteuerzahlungen“, gab der Bürgermeister zu verstehen und machte noch einen Willich-Witz: den vom Schiefbahner Bauern mit dem treuen Hund, der immer wieder schnell zurückkommt, wenn er ihn an einen Willicher verkauft.
Vor Aschermittwoch braucht Heyes nach Abgabe von Schlüssel und Kasse nicht ins Rathaus kommen. Kinderprinz Paul I. hatte Forderungen nicht nur an die Adresse des Verwaltungsvorstands gerichtet: So sollten die Eltern dem närrischen Nachwuchs reichlich Taschengeld geben. Nachdem das Schloss erstürmt worden war, hisste die Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger die weiße Flagge. Sie war als eine Art Meerjungfrau verkleidet, mit Netzen und Fischen hatten sich auch etliche Mitarbeiter des Geschäftsbereichs Zentrale Dienste geschmückt, inklusive des Leiters Manfred Jacobs. Die Narren mit der Prinzengarde zogen erstmals seit Jahren anschließend nicht in den Wahlefeldsaal, sondern ins Zelt am Ende der Pappelallee.