Anrath Anwohner im Streit mit dem Wasserverband
Die Nachbarschaft am Grünen Weg wehrt sich gegen Gebühren für einen überwiegend trockenen Graben.
Anrath. Ein Schreiben des Wasser- und Bodenverbands Mittlere Niers aus Grefrath hat Anwohner am Grünen Weg verärgert: Nach 1993/94 und 2008 hat der Verband jetzt einen dritten Anlauf unternommen, um von den Anwohnern Gebühren zu kassieren - für die Unterhaltung eines Grabens, in dem keine einziger Tropfen Wasser war und ist. Der Wasser- und Bodenverband möchte außerdem einen 1,50 Meter breiten Streifen von den betreffenden Grundstücken haben, um mit schwererem Gerät Arbeiten an dem Graben vornehmen zu können — auch das lehnen die Anwohner ab.
Mit Datum vom 3. Januar 2018 haben betroffene Anwohner jetzt einen Brief an den Verband geschrieben. Darin bringen sie unter anderem ihre Bereitschaft zum Ausdruck, gegen die Bescheide juristisch vorzugehen. Sie weisen darauf hin, dass sie keine „Uferanlieger“ sind, dass sie an einem absolut trockenen Graben wohnen, der mit einer Ausnahme 2009 nie gewartet wurde.
Renate Brülls vom Grünen Weg 15 b ist nicht die einzige Anliegerin, die das Missverhältnis zwischen Gebühr und Verwaltungskosten kritisiert: „Zu den Gebühren von 1,67 Euro kommen 6,30 Euro Verwaltungskosten.“ Insgesamt geht es also nicht um große Summen, aber die Anwohner können nicht verstehen, dass die Bescheide überhaupt verschickt wurden: „Hier gibt es kein Hochwasser, noch nicht mal Wasser“, sagt Andreas Krusch - er hat die Korrespondenz seit 1993 in einem Aktenordner gesammelt.
Markus Gather wundert sich, wie leichtfertig der Verband mit dem Begriff „Erschwerer“ umgeht: Wer nicht bereit ist, Land abzugeben, gilt als Erschwerer, aber auch diejenige Anlieger, die ein Brett über den Graben gelegt haben - sie taten dies, damit Fußballer vom hinter den Grundstücken liegenden Sportplatz sich die Bälle leichter zurückholen können, die über den Sportplatz-Zaun geschossen wurden. Anja Odenkirchen ist Eigentümerin der Grundstücke Grüner Weg 5 und 5 a. „Die Entwässerung der Straße läuft über mein Grundstück - ich bin die Einzige, die gelegentlich Wasser sieht“, erklärt Odenkirchen - und erzählt, dass der Verband bei ihr einen Zaun kritisiert, den es gar nicht gibt. „Bei einem Vor-Ort-Termin würden wir die Einzäunung schon finden“, habe man ihr zu verstehen gegeben. Und genau hier scheint der Hase im Pfeffer zu liegen: Der Wasser- und Bodenverband scheint — so der Eindruck der Anlieger — Entscheidungen zu treffen, ohne einen Überblick zu haben, wie es vor Ort tatsächlich aussieht.