Anrath Brunnenfest wird zur Bewährungsprobe
Bis nächstes Jahr muss beim Anrather Werbering ein Nachfolger für den bisherigen Vorsitzenden Peter Küppers gefunden werden. An ihm scheiden sich die Geister.
Anrath. Die Fakten der Jahreshauptversammlung des Anrather Werberings sind nüchtern schnell erzählt: Bei der turnusmäßigen Wahl zum 1. Vorsitzenden ist Peter Küppers — wie angekündigt — nicht mehr angetreten. Einen anderen Interessenten für den Posten gab es nicht, weder im Vorfeld, noch am Abend. Der Vorsitz des 87 Mitglieder starken Vereins bleibt damit für zwölf Monate unbesetzt.
Kommissarisch hat Vize Thomas Helten die Aufgabe für ein Jahr übernommen. Kassiererin Martina Westermann, Schriftführer Christof Graß und Beisitzer Heinrich Stevens wurden wiedergewählt. Uwe Angenendt wird bei der nächsten Kassenprüfung von Dieter Leven unterstützt. Soweit, so einstimmig.
Es lohnt aber die atmosphärische Bestandsaufnahme dieser Jahreshauptversammlung. Fast 50 Mitglieder kamen in den Saal der Gaststätte „Enn de Spoul“. Eine bemerkenswerte Kulisse, zumal an einem Champions-League-Abend. Von ihr kann allerdings nicht zugleich Einigkeit und Zugkraft abgeleitet werden. Neue Impulse, personelle Verstärkung, die klare, öffentliche und uneingeschränkte Bereitschaft, bei konkreten Aufgaben mitzuarbeiten, gingen von der Kulisse an dem Abend so gut wie nicht aus.
An der Person Peter Küppers scheiden sich die Geister. Das war auch ohne Worte offensichtlich. Der Mann, der vier Jahre lang Vorsitzender des Anrather Werberings war, ist am Dienstagabend von den Mitgliedern ohne Blumen und Präsent in die zweite Reihe verabschiedet worden. Die einsame Lobeshymne auf ihn, die Vize Helten hielt, der der Arbeit von Küppers „einen unschätzbaren Wert für Anrath“ attestierte, wurde lediglich mit höflichem Applaus quittiert.
Küppers’ Appell an die Mitglieder des Werberings, ihre Kräfte zu bündeln, an die Selbstständigen, sich zu bewegen, weil die einzige Chance, die so ein Dorf habe, die Gemeinschaft sei, blieb am Abend ohne vernehmliches Echo. Dabei steht die Zukunft des Werberings auf dem Spiel: Wird im nächsten Jahr kein Vorsitzender gefunden, steht der Verein vor seiner Auflösung.
Helten mühte sich nach Kräften um Aufbruchstimmung, um ein neues Miteinander. Er machte Gesprächsangebote, lud zur Mitarbeit ein. Die Reaktion war überwiegend Schweigen. Die Jahreshauptversammlung wurde zur breiten, öffentlichen Diskussion nicht genutzt. Dass Küppers seine Enttäuschung über mangelnde Unterstützung zuvor über die Presse ausgesprochen hatte, haben ihm Mitglieder übel genommen. Man konnte sich als Beobachter des Eindrucks nicht erwehren, manch einer mache sich mehr Gedanken um die momentane Außenwirkung als um den grundlegenden inneren Zustand und damit um die Zukunft des Anrather Werberings.
Helten wird in der nächsten Zeit viele Gespräche führen und ausloten müssen, welchen Kurs die Mehrheit der Werberingmitglieder unterstützen will. Er muss verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Das Brunnenfest am 21./22. Mai wird nicht nur seine erste Bewährungsprobe, auch eine für den Anrather Werbering 2016. Nach innen und nach außen.