Tönisvorst Die „Hilfe“ fühlt sich im Stich gelassen
Vorsitzender Jürgen Beyer klagt: Die Stadt hilft nicht bei der Suche nach Lagerraum.
Tönisvorst. „Etwas für andere tun, haben wir uns auf die Fahne geschrieben“, sagte der Vorsitzende der „Tönisvorster Hilfe“, Jürgen Beyer, auf der Mitgliederversammlung in der Gaststätte Rosenthal. Nie war diese Hilfe so wertvoll wie heute. Nicht zuletzt durch den Zustrom von Flüchtlingen ist die Nachfrage nach kostenlosen Lebensmitteln enorm gestiegen. Im Gegensatz zu anderen Tafeln verzichtet die Hilfe auf einen Kostenbeitrag. Doch das könnte sich bald ändern.
Der 76-jährige Vorsitzende ist enttäuscht: „Es ist schade, dass die Stadt uns angesichts unserer Lagerprobleme im Stich lässt. Lagerraum zu schaffen, ist die dringendste Aufgabe, die es zu lösen gilt.“ Die Suche dauere jetzt schon zwei Jahre. „Wir haben alle Unternehmen im Ort angesprochen und bei der Stadt gebettet“, erklärte Beyer. Jetzt denke man darüber nach, Container zu pachten. Dann werde es jedoch unverzichtbar sein, einen Kostenbeitrag zu erheben.
Wovon der Vorsitzende ebenfalls bitter enttäuscht ist: „Alle drei Bäckerei-Filialisten haben erklärt, dass sie uns nicht unterstützen können. Das finde ich nicht gut.“ Was die aktuell 117 Mitglieder sicher ähnlich sehen. Auf sie wird künftig noch mehr Arbeit zukommen. Während 2014 noch 16 Tonnen Lebensmittel benötigt wurden, mussten im vergangenen Jahr 21 Tonnen aufgetrieben werden. Die Zahl der Lebensmittelportionen stieg von 3137 auf 4627 — und im ersten Halbjahr 2016 waren es schon 2771. Aufs Jahr hochgerechnet, werden es erstmals über 5000 sein.
Die Nachfrage steigt, aber es zeichnet sich ein Beschaffungsproblem ab. Und das, obwohl es viele Unterstützer gibt: Hiesige Bäcker, Bauern sowie Real und Rewe, die immer wieder Aktionen wie „Kauf ein Teil mehr“ zulassen. Es mangelt derzeit vor allem an Grundnahrungsmitteln. Ein Supermarkt habe zugesagt, eine ganze Palette Mehl zu spenden — das sind 450 Pakete. Am 30. Juli werden die Mitglieder der Tönisvorster Hilfe bei Rewe „betteln“, am 3. September bei Real. Positiv war der Kassenbericht: 2015 gab es Spendeneinnahmen in Höhe von 26 000 Euro. „Wir werden immer reichlich von der Sparkasse bedacht, aber auch von einigen Unternehmen, die namentlich nicht genannt werden möchten“, erklärte Beyer.