Die Malteser bieten keine Arztfahrten mehr an

Der Hilfsdienst hat das Angebot aus Kostengründen zum Jahresbeginn eingestellt. Das stellt Rollstuhlfahrer wie Hartmut Perseke und andere vor Probleme. Einen anderen Dienstleister zu finden, ist nicht einfach.

Foto: Wolfgang Kaiser

Anrath. Wenn Hartmut Perseke zum Arzt muss, dann ist der 78-jährige Rollstuhlfahrer auf Hilfe angewiesen. Seit nunmehr 13 Jahren ist er beinamputiert. Alle drei Monate geht es zur Stumpfkontrolle und zur Untersuchung seines anderen Beines in ein Krefelder Krankenhaus. Dazu kommen wegen seiner weiteren Erkrankungen regelmäßige Fahrten zu Augen- und HNO-Arzt.

Was für andere lediglich bedeutet, einen Termin beim Arzt zu vereinbaren, bringt für den Anrather eine Fülle von Organisation mit sich. „Ich mache den Termin beim Arzt aus, dann fordere ich bei meiner Krankenkasse einen Beförderungsschein an, der wiederum von der Kasse genehmigt werden muss. Liegt die Genehmigung vor, geht dieser Schein zum Fahrdienstanbieter. Dort wird geschaut, ob der Termin frei ist und der Fahrdienst meine Arztfahrt übernehmen kann“, beschreibt Hartmut Perseke die Vorgehensweise. Seit Jahren greift er dabei in Sachen Fahrdienst auf die Malteser Willich zurück.

Bis jetzt klappte immer alles hervorragend. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Hartmut Perseke einen Hubwagen der Malteser nutzen konnte. Er musste mit seinem Rollstuhl nicht per Rampe in ein Fahrzeug geschoben werden, sondern es wurde eine Plattform für seinen Rollstuhl abgesenkt, er fuhr auf und wurde in den Wagen gehoben.

Doch damit ist seit Beginn des neuen Jahres Schluss: Die Malteser Willich haben ihre Arztfahrten eingestellt. Im Dezember erhielt der Anrather bei seiner letzten Fahrt eine entsprechende Benachrichtigung. Für den Rollstuhlfahrer und auch seine Frau Anita war das ein großer Schock. „Wir waren wie vor den Kopf gestoßen“, sagt er.

Damit fing die Suche nach einem neuen Anbieter an. Ein in Willich ansässiges Unternehmen erteilte eine Absage, weil das benötigte Transportfahrzeug fehlt. „Früher konnte ich noch vom Rollstuhl in einen Wagen umsteigen, das geht jetzt leider nicht mehr. Beim letzten Versuch bin ich gestürzt. Daher war der Hubwagen einfach perfekt, besser auch als jede Rampe“, berichtet Hartmut Perseke.

Ein St. Töniser Unternehmen meinte nun, dass es den Rollstuhlfahrer adäquat transportieren könne. „Ich hoffe, dass es klappt. Im März steht meine Routineuntersuchung in Krefeld an. Das wäre der erste Termin“, sagt Hartmut Perseke. Er sorgt sich aber, wie es mit eventuellen höheren Zuzahlungen aussehen könnte, die er aus eigener Tasche tragen muss.

Bei den Maltesern Willich bedauert man indes die Entscheidung, den Arztfahrtendienst einstellen zu müssen. „Es geht nicht anders. Wir können nicht mehr kostendeckend arbeiten“, berichtet der Stadtbeauftragte Kurt Schumacher. Mit den Krankenkassen sei laut seiner Aussage nicht zu verhandeln.

Bislang war es so, dass der eh schon defizitäre Bereich der Arztfahrten von den ertragsreicheren Fahrdiensten wie Linie — dazu gehören die Fahrten zu heilpädagogischen Zentren und Förderschulen — und Individualfahrten mitgetragen wurde. Des Weiteren floss ein Teilerlös der Altkleider mit ein. Weil der Kreis Viersen aber die Fahrdienstzuschüsse drastisch reduzierte und auch der durch die Altkleider erwirtschaftete Ertrag um ein Drittel gesunken ist, geht diese Rechnung nicht mehr auf. Vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung gefallen, die Arztfahrten einzustellen, so Schumacher: „Wir hätten gerne in altbekannter Manier weitergemacht. Aber mit jeder Fahrt würden die Verluste größer, und wir müssten Rücklagen angreifen.“