Anrath Ein Briefträger wider Willen
Der Anrather Wilfried Feld fühlt sich als ehrenamtlicher Zusteller für Briefe und Kataloge. Die Post bittet um Entschuldigung.
Anrath. Eigentlich ist Wilfried Feld aus Anrath ein hilfsbereiter Mensch. Eigentlich. Aber es gibt Grenzen. Vor allem, wenn der Rentner das Gefühl hat, er müsse Arbeit erledigen, für die andere bezahlt werden. So kommt sich der 80-Jährige nämlich vor, wenn die gesamte Post vom Nachbarblock bei ihm im Briefkasten landet. Und er sich dann an die Verteilung macht.
„Das ist alles überhaupt kein Problem“, sagt der frühere Maschinenschlosser, „wenn’s denn gelegentlich vorkommt. Er hat aber den Eindruck, als habe sich die Angelegenheit zum System entwickelt. „Das fing damit an, als der Briefträger nicht mehr mit dem Fahrrad kam“, erklärt der Anrather, der an der Fadheider Straße 22 wohnt. Gelegentlich sei dann ein Brief bei ihm gelandet, der eigentlich zum benachbarten Häuserblock gehört. Dort gibt es die Nummern 22a, b, c und folgende.
„Ich habe die Briefe dann immer genommen und sie verteilt“, so Feld. Ins Grübeln sei er gekommen, als es um Post von verschiedenen Gerichten ging. Oder um Krankmeldungen. Er merkte auch, dass die Nachbarn warteten. Auf Bescheide von Banken, Versicherungen oder Bausparkassen.
War das alles vielleicht noch richtig wichtig, fragte Feld bei anderer Post schon nach dem Sinn. „Was soll ich mit Katalogen machen oder Werbebriefen?“ Erst kürzlich fand er vier oder fünf Kataloge vor. Da ist die Verteilung schon eine Zumutung. Was den Anrather, der in dem Einfamilienhaus gemeinsam mit Ehefrau Ursula lebt, umtreibt: „Wenn ich schon so oft falsche Post kriege, wo mag den meine landen? Und wie oft kommt sie womöglich nicht an?“ Pakete anzunehmen ist für das Ehepaar nicht so problematisch. Da stehe ja jemand vor der Tür und gebe es persönlich ab. Dennoch sehe er die Angelegenheit mit einer guten Portion Humor, betont er.
Das alles gehört sowieso der Vergangenheit an. „Wie jetzt?“, könnten Sie, liebe Leser, fragen. „Wir haben mit dem Zusteller an der Fadheider Straße gesprochen“, erklärt Britta Töllner, Pressesprecherin der Post. Möglicherweise habe dies an Vertretungen gelegen, „aber auch dann darf das natürlich nicht passieren“. Jedenfalls seien die Aushilfen noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen worden. „Für die entstandenen Unannehmlichkeiten möchten wir uns entschuldigen“, erklärt Britta Töllner. Und schiebt hinterher: „Das ist wirklich nicht als Phrase gemeint.“