Tönisvorst Am Mythos Harley Davidson schrauben
Seit zwölf Jahren ist das „Tribune Motorcycle“ auf dem ehemaligen Kress- Gelände beheimatet.
St.Tönis. Das Erste, was beim Betreten des Ladens ins Auge fällt, ist eine weiße „Harley-Davidson Screamin’ Eagle“. Eine riesige Maschine mit jeder Menge Chrom, für die die Bezeichnung „Motorrad“ vollkommen untertrieben scheint. Das Prachtstück zeigt, worum sich bei „Tribune Motorcycle“ alles dreht. Nämlich um die Crème de la Crème der motorisierten Zweiräder.
Seit 2003 ist der auf Harleys spezialisierte Laden mit angeschlossener Werkstatt auf dem früheren Kress-Gelände angesiedelt. Hier lebt Geschäftsinhaber Ciro Domenico Vaiano, gerufen Guido, seinen Traum: „Mit 14 hatte ich das erste Moped. Mit 17 eine 750’er Honda.“
Zum professionellen Umbauen von Motorrädern kam der heute 57-Jährige, ursprünglich gelernter Kfz-Mechaniker, eher durch einen Zufall. „Irgendwann kam die erste Harley“, erinnert sich Vaiano. Er schraubte an den Rädern und Felgen. Das Ergebnis war für Kenner so aufsehenerregend, dass immer mehr Biker ihre Maschinen vorbeibrachten.
Zunächst funktionierte Vaiano seine Garage zur Werkstatt um. Dann folgte der Umzug aufs Kress-Gelände. Vaiano ist ein Original, ein Typ, der die sympathische Coolness, die mit dem Motorradfahren und insbesondere mit dem Namen „Harley-Davidson“ eng verbunden ist, authentisch verkörpert. Während er durch seine Werkstatt führt und seine Mechaniker vorstellt, raucht er die ein oder andere Zigarette. Seine Schrauber seien Spezialisten, von denen es nicht viele gebe: „Gute Leute zu bekommen ist schwer.“
Im Hintergrund läuft Rockmusik. Zu fast jeder der dutzenden Maschinen weiß der gebürtige Neapolitaner eine Geschichte zu erzählen. Und auch wenn der Laie nicht mal die Hälfte versteht, ist seine Begeisterung dennoch ansteckend. Was die Umbauten von Harleys angehe, sei sein Laden ein Vorreiter. Er habe als Erster in Deutschland einen 330’er Reifen an eine Harley montiert: „Die findest du normalerweise an SUVs.“
Mit seinen Umbauten, individuellen Lackierungen und Designs, die er nicht nur für Harleys sondern für fast alle Fabrikate anbietet, hat sich Vaiano in der Szene einen Namen gemacht. Kunden kommen aus ganz Deutschland, Frankreich und Italien. Sie schätzen sein Know-how im Umgang mit der Computersoftware, die mittlerweile in den Feuerstühlen verbaut ist.
Zudem produziert Vainaos Team die Teile, die es verarbeitet, selbst. Gefragt nach dem besonderen Reiz, der eine Harley ausmacht, gerät der Experte ins Schwärmen. Da sei der Zweizylindermotor, der das Feeling von Freiheit und Abenteuer von sich gebe. Ein individueller Umbau und eine persönliche Gestaltung sei für Fans der amerikanischen Kult-Motorräder Pflicht.
Zunächst seien alle Maschinen gleich. „Das möchte kein Harley-Fahrer haben“, sagt Vaiano. Bei Umbau und Gestaltung setzt er auf sein Gefühl: „Du bringst mir das Motorrad, unterhältst dich mit mir und ich weiß was du willst.“ Die anstehenden Wintermonate sind für Vaiano besonders arbeitsintensiv, da die Hauptsaison der Motorradfahrer vorüber ist. Viele bringen ihre Maschinen in die Werkstatt.
Dennoch lässt Vaiano keine Hektik aufkommen: „Wo Stress ist, passieren Fehler.“ Die müssten unbedingt vermieden werden. Obwohl der Alltag von Motorrädern dominiert ist, fährt Vaiano gerne selbst. Unter anderem mit seiner Frau Evi. Vor zwei Jahren waren sie noch in Süditalien: „Unsere Kunden schätzen sehr, dass wir selbst fahren.“ Auch auf der für Biker legendären Route 66 in den USA war Vaiano unterwegs. Unter anderem war er von Chicago nach Tennessee unterwegs. Zahlreiche Harley-Werkstätten am Straßenrand hat er dabei besichtigt, die selbst ihn staunend zurückließen: „Die Größte war so wie hier bei uns der Real-Markt in St. Tönis.“