Tönisvorst Trauer bei action medeor – Gründer Ernst Boekels ist tot
Tönisvorst. · Der Vorster Mediziner ist am vergangenen Sonntag im Alter von 91 Jahren gestorben.
Action medeor trauert um seinen Gründer Dr. Ernst Boekels. Er starb am vergangenen Sonntag im Alter von 91 Jahren in Vorst. Das teilte das Medikamentenhilfswerk am Montagnachmittag mit. Unter seinem Vorsitz von 1964 bis 1986 entwickelte der Arzt Dr. Boekels action medeor zu einer professionellen Hilfsorganisation. „Seinem Engagement und seiner Entschlossenheit haben wir es zu verdanken, dass action medeor zu einer weltweit anerkannten Hilfsorganisation geworden ist“, sagt Siegfried Thomaßen, amtierender Präsident des Tönisvorster Medikamentenhilfswerks.
Angefangen hatte alles 1963 mit einer Altkleidersammlung für eine Missionsstation in Indonesien, die Boekels organisierte. Als er für seine Aktion um Unterstützung bei kirchlichen Stellen bat, schrieb ihm Pater Nottebaum von der Steyler Missionsgesellschaft in St. Augustin: „Als Arzt sollten Sie sich schämen, alte Klamotten zu sammeln!“ Das war die Geburtsstunde von action medeor. Boekels fing an, Ärztemuster zu sammeln, erst in seiner Garage, dann in einer von der Stadt zur Verfügung gestellten leerstehenden Schule an der Ecke Seulenstraße/Lindenstraße. Als der Umfang der vielen Ärztemuster, die aus ganz Deutschland nach Tönisvorst geschickt wurden, immer größer wurde, und eine rechtliche und finanzielle Absicherung nötig machte, gründete er den Verein action medeor.
Boekels ließ Medikamente im Lohnauftrag selbst herstellen
Bald schon kam aus den Gesundheitsstationen die Bitte, doch mehr Medikamente gegen die typischen Armuts- und Tropenkrankheiten zu schicken. Als Boekels von zwei russischen Ärztinnen hörte, die Medikamente selbst herstellten, kam ihm die Idee zur Lösung des Problems. Er ließ Medikamente im Lohnauftrag bei einer pharmazeutischen Fabrik fertigen und kam seiner Vision, die sogenannte Dritte Welt mit guten, bezahlbaren und notwendigen Medikamenten zu versorgen, ein großes Stück näher.
Nach dem Bau des ersten Medikamentenlagers 1973 auf dem Gelände der Krefelder Eisenbahn in Vorst und dem Erweiterungsbau 1982 legte Ernst Boekels nach 22 Jahren den Vorsitz in jüngere Hände. Seit dieser Zeit begleitete er die Arbeit und die Weiterentwicklung des Hilfswerks mit seinem fachlichen Rat, führte auch immer wieder private Spendenaktionen durch und nahm an der jährlich stattfindenden Mitgliederversammlung teil. „Auf Basis der Arbeit von Dr. Ernst Boekels konnte sich action medeor zum größten Medikamenten-Hilfswerk in Europa entwickeln“, sagt Thomaßen, „dafür sind wir unserem Gründer sehr dankbar.“
Während seiner Tätigkeit bereiste Boekels zahlreiche Länder. Bei seinen Reisen nach Kalkutta lernte er Mutter Teresa kennen und beherbergte sie bei ihrem Besuch in Vorst in seinem Arbeitszimmer. Für sein Engagement erhielt Ernst Boekels viele Auszeichnungen, unter anderem den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und das Ehrenkreuz der Österreichischen Albert-Schweitzer-
Gesellschaft. Red