Kita-Streik Erzieherinnen: „Uns geht es nicht gut dabei“
Eine Verdi-Vertreterin spricht von „Härten für die Eltern“ durch den Streik.
Tönisvorst. Wer am Dienstag eine Telefonnummer der Sozialarbeiter für alle weiterführenden Schulen der Stadt Tönisvorst anrief, hörte zwar nach mehrmaligem Läuten eine Stimme — diese aber kam vom Band. Sie erklärte, dass kein Ansprechpartner erreichbar sei und verwies auf mangelndes Entgegenkommen der Arbeitgeberseite.
Tönisvorst in Zeiten des Kita-Streiks: Die hiesigen Erzieherinnen und Sozialarbeiter befinden sich seit dem vergangenen Montag im Ausstand, seit Dienstag ist die Arbeitsniederlegung unbefristet. Das Ende ist also offen. Am Protest beteiligen sich alle städtischen Kindertagesstätten und die Schulsozialarbeit. Zudem ist der Offene Ganztag an der Hülser Straße nur eingeschränkt möglich. Wie bei den Lokführern betrifft der deutschlandweite Streik viele Unbeteiligte — natürlich auch Tönisvorster.
„Wir wissen, dass es ziemliche Härten für die Eltern bedeutet“, sagte Elke Roulands-Kuckuk in ihrer Eigenschaft als Vertrauensfrau der Gewerkschaft Verdi am Dienstag der WZ. Die Leiterin des Familienzentrums „Villa Gänseblümchen“ fügte aber hinzu, dass man nicht wisse, was man sonst tun solle. Denn: „Die Arbeitgeber stellen sich stur.“
Vor dem Hintergrund „gestiegener Anforderungen“, zum Beispiel in der frühkindlichen Bildung und durch die verstärkte Einbeziehung behinderter Kinder (Inklusion), fordern Roulands-Kuckuk und ihre Kolleginnen und Kollegen eine bessere Bezahlung. „Die Entgelte, die wir derzeit bekommen, beruhen auf Tätigkeitsbeschreibungen aus den 90er Jahren“, so die Gewerkschafterin.
Konkret geht es um eine rund zehnprozentige Lohnsteigerung. So soll beispielsweise eine Erzieherin, die in der Tarif-Tabelle des Öffentlichen Dienstes momentan unter S6 steht, künftig in S10 eingruppiert werden. „Wir leisten eine hochprofessionelle Arbeit und wollen entsprechend entlohnt werden“, fordert Elke Roulands-Kuckuk (Archiv-Foto: Reimann). „Die Arbeit mit Menschen dürfe nicht schlechter bezahlt werden als die Arbeit mit Maschinen.“
Und was sagen die Eltern? Die Verdi-Vertreterin gibt zu, dass neben „Verständnis auf der einen Seite“ auch „Betroffenheit auf der anderen Seite“ zu spüren sei. Der geäußerte Vorwurf an die Erzieherinnen: „Ihr tragt den Streit auf unserem Rücken aus.“ Den Kolleginnen gehe es nicht gut dabei, betont Roulands-Kuckuk. So müssten unter anderem lange geplante Kita-Feste abgesagt werden.
Um mit betroffenen Eltern ins Gespräch zu kommen, haben die Streikenden in Tönisvorst eine Veranstaltung organisiert. 'Am Donnerstag, 18 Uhr, sollen in der Aula der Schule Kirchenfeld kurzfristige Alternativen der Betreuung diskutiert werden. Eine Idee: die zeitlich begrenzte Eltern-Initiative.