Tönisvorst Flüchtlinge berichten in Vorst

Zwei Syrer und eine Eritreerin erzählen in der Reihe „Flucht. Warum?“ bei action medeor aus ihrem Leben.

Foto: action medeor

Vorst. Mohamed Asrha hat in Homs gewohnt. Einer Stadt, die zu Beginn des Bürgerkrieges in Syrien eine der Hochburgen des Protestes gegen den Präsidenten Baschar al-Assad war. Fünf Jahre lang war Homs die Hochburg der syrischen Rebellen, dann wurde die Stadt durch Regierungstruppen fast vollständig zerstört. Mohamed Asrha floh Ende 2011 nach einem Massaker auf der Straße vor seinem Haus. „Die Leute hatten friedlich für Demokratie demonstriert und wurden getötet oder verhaftet“, erzählt der 45-Jährige, der heute mit seiner Frau und vier Kindern in Tönisvorst lebt.

Bei der Veranstaltungsreihe zum Thema „Flucht“ kam Asrha mit zwei weiteren Flüchtlingen zum Medikamentenhilfswerk action medeor, um seine Geschichte zu erzählen. Zunächst floh Asrha mit seiner Familie nach Damaskus. Er hatte nicht vor, sein Land zu verlassen, aber der Krieg holte ihn ein. „Wir sind nach Ägypten gegangen, wo ich arbeiten konnte und die Kinder in die Schule gingen.“ Drei Jahren blieben die Asrhas in Alexandria, bis der Syrer nach dem Putsch dort nicht mehr arbeiten durfte. Also zog die Familie weiter und fand in Deutschland ein Zuhause. „Ich wollte nach Deutschland, weil ich gehört hatte, dass hier die Würde des Menschen unantastbar ist“, sagt Asrha.

Auch Mohamed Elfares kam aus Syrien nach Deutschland, allerdings ohne seine Familie. „Ich bin heimlich geflohen, als Assad 2013 anfing, Männer an der Universität von Damaskus als Soldaten zu rekrutieren“, erzählt der 26-Jährige, der Jura studiert hat. „Ich wollte kein Soldat werden, wollte nicht kämpfen und andere töten.“ Zunächst versuchte er sein Glück in Frankreich, hoffte dort, wo das Recht ähnlich ist wie in Syrien, weiter studieren zu können. „Aber ich habe dort keinerlei Hilfe bekommen, konnte auch nicht arbeiten, um mich zu ernähren und war völlig verloren.“ Also ging er Mitte 2015 nach Deutschland, lernte in Windeseile die Sprache und baute sich eine Existenz auf.

Diana Tekle aus Eritrea hat ihr Land vor vier Jahren verlassen. Mit vielen Umwegen über den Sudan, Niger und Italien kam sie nach Deutschland. Die 18-Jährige besucht derzeit das Berufskolleg.

Emmanuel Limi, der für action medeor in Zentral- und Westafrika tätig ist, schildert die Situation der Menschen, die innerhalb Afrikas fliehen. „Weil die Nachbarländer oft selber arm sind, können sie die Flüchtlinge nicht versorgen.“ Übernehmen Hilfsorganisationen die Versorgung, komme es vielfach zu Konflikten, weil es den Flüchtlingen dann besser gehe als den Einheimischen. „Um Übergriffe zu verhindern, vorsorgen wir alle gleich mit Nahrung und Medikamenten“, sagt Limi.

Auch Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen nimmt an der Gesprächsrunde teil, die Flüchtlingsbetreuer Peter Hohlweger moderiert. Er habe schlaflose Nächte gehabt, als die ersten Flüchtlinge nach Tönisvorst kamen, gibt der Bürgermeister zu. „Ich hatte schließlich die Verantwortung dafür, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf haben und täglich etwas zu essen bekommen.“ Auch habe er Sorge gehabt, dass die Bevölkerung die Aufnahme der Geflüchteten nicht mittrage. Zum Glück war das nicht der Fall.