Wilklich Hunderte Azubi-Stellen noch frei
Mehr als 4300 Schüler informierten sich über ihren möglichen Traumberuf bei der Check-in-Aktion.
Schiefbahn. Ende Juni hatten Jugendliche wieder die Chance, sich im Rahmen der Aktion „Check in Berufswelt“ einen ersten Eindruck von ihrem Traumberuf zu verschaffen. Thomas Feldges vom Organisationsbüro zog jetzt im Restaurant „Kaiserhof“ eine positive Bilanz: „Vom 26. bis zum 29. Juni nutzten mehr als 4300 Schüler, davon 574 aus dem Kreis Viersen, die Möglichkeit, einen von 232 Ausbildungsbetrieben in Augenschein zu nehmen.“ Und er erinnerte daran, dass bei der Premiere vor acht Jahren gerade einmal 25 Unternehmen dabei gewesen waren. Viele Ausbildungsbetriebe haben mittlerweile Probleme, Lehrstellen zu besetzen. „Im Bereich der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein sind noch einige hundert Ausbildungsstellen frei“, erklärte Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.
Es wird immer mühsamer, geeignete Bewerber zu finden, vor allem, wenn der spätere Beruf als „uncool“ gilt. Selbst Hörgeräteakustiker oder Augenoptiker ist heute nichts mehr, was einen jungen Menschen begeistert. Auf der Beliebtheitsskala ganz unten stehen Ausbildungsplätze im Hotel- und Gaststättenbereich und alles, was die Elektrobranche zu bieten hat. KfZ-Mechatroniker ist dagegen immer noch total angesagt.
„Man muss heute mehr oder weniger jeden einzelnen Schüler an die Hand nehmen“, sagt Thomas Jablonski von der Wirtschaftsförderung des Kreises Viersen. Die Betriebe müssen mittlerweile um Auszubildende werben. Davon profitieren Schülerinnen und Schüler mit einfachen beziehungsweise mit eher schlechten Schulabschlüssen: Auch sie haben gute Chancen, wenn sie sich nicht gerade auf ein, zwei besonders beliebte Berufe beschränken.
Astrid Symanski-Pape, Lehrerin an der Europa-Schule Schwalmtal, einer Hauptschule, weist auf folgendes hin: „Ein Hauptschulabschluss lässt alle Wege offen. Nach einer dreijährigen Ausbildung hat der junge Mensch die Mittlere Reife, er kann später die Meisterprüfung ablegen und danach sogar an einer Fachhochschule studieren.“
Edgar Lapp von der Agentur für Arbeit weiß Angebote wie „Check in Berufswelt“ zu schätzen: „Der Kontakt mit der Praxis ist das Allerwichtigste.“ Schulabgänger, die anfangs sehr schwach waren, wachsen nicht selten mit ihrer beruflichen Herausforderung: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch schwache Bewerber zu guten Mitarbeitern werden und sich später sogar selbstständig machen“, erklärte Paul Neukirchen von der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Jürgen Steinmetz weiß wie alle Beteiligten, dass die Resonanz sowohl auf Seiten der Betriebe als auch der Schulabgänger noch größer hätte sein können. Im kommenden Jahr wird man deshalb stärker die Sportvereine in den Fokus nehmen, um an die Zielgruppe heranzukommen.
Für Astrid Holzhausen von der Unternehmerschaft Niederrhein wäre es wichtig, die Duale Ausbildung stärker in den Mittelpunkt zu rücken. „Diese Duale Ausbildung kann die jungen Leute auf die richtige Spur bringen“, hat Paul Neukirchen immer wieder erlebt.