Flüchtlingsarbeit in Kempen und Tönisvorst Ehrenamtler setzen sich für Geflüchtete ein

Tönisvorst/Kempen · Der Flüchtlingssozialdienst des SKM Kreis Viersen sucht Ehrenamtler, die geflüchtete Menschen in Tönisvorst und Kempen unterstützen. Wie der Syrer Sheyar Belal und die Deutsche Irmtrud Jansen zu diesem Ehrenamt kamen.

Irmtrud Jansen (l.) und Sheyar Belal stellten mit Andrea Lerche vom SKM Kreis Viersen die Tätigkeiten im Flüchtlingssozialdienst vor. Ehrenamtler können sich dort in vielen Bereichen einbringen.

Foto: Norbert Prümen

Auf den ersten Blick haben Sheyar Belal und Irmtrud Jansen nicht viele Gemeinsamkeiten. Der 32-Jährige, der aus Syrien stammt und jetzt in St. Tönis lebt, ist beruflich in der IT-Branche beheimatet. Die 71-jährige Kempenerin hingegen ist bereits Rentnerin, nachdem sie jahrzehntelang Deutsch, Englisch und Religion an einer Hauptschule unterrichtete. Und doch verbindet sie eine Gemeinsamkeit: Beide sind beim Flüchtlingssozialdienst vom SKM Kreis Viersen ehrenamtlich aktiv. Sie helfen geflüchteten Menschen bei der Integration.

Belal weiß dabei genau, wie es ist, als Flüchtling in einem fremden Land anzukommen. Im September kam der gebürtige Syrer in Deutschland an, wobei er kein Wort Deutsch sprach. Obwohl er selbst auf fremde Hilfe angewiesen war, stieg er nichtsdestotrotz sofort als Helfer ein. „Ich habe schnell gemerkt, dass es viele Flüchtlinge gibt, die sprachlich gar nicht klar kommen und damit gar keine Kommunikation haben. Ich selbst spreche Englisch, Arabisch, Türkisch und Kurdisch. Also habe ich kurzerhand mit Englisch übersetzt und damit Sprachbarrieren abgebaut“, berichtet Belal.

Im Flüchtlingsheim die
deutsche Sprache gelernt

Für ihn war vom ersten Moment an klar: Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Noch im Flüchtlingsheim lebend, lernte er autodidaktisch die deutsche Sprache und legte die Prüfungen im Sprachniveau A 1 und A 2 ab, was ihn dazu befähigte, nicht nur selbst mehr Anschluss zu finden, sondern auch in der für ihn fremden Sprache weiterhin Kommunikationshilfe zu leisten. Als der Aufenthaltstitel kam, ging es mit B 1 und B 2 weiter. Die Anerkennung seiner IT-Ausbildung, der Job in dieser Branche, die eigene Wohnung – auch wenn er den Sprung der Integration geschafft hat, so vergisst er nicht die Menschen, die weiterhin Hilfe benötigen. „Ich kenne das Gefühl, wenn man Hilfe braucht. Das ist der Motor, der mich motiviert, weiter zu helfen. Es ist ein gutes Gefühl, helfen zu können“, sagt der 32-Jährige. Er übersetzt für Flüchtlinge und begleitet sie auch bei Behördengängen, wenn es seine Zeit erlaubt. Bei der Flüchtlingssprechstunde des SKM ist er ebenso anzutreffen. Auch seine Frau Slava Khalusi bringt sich ehrenamtlich ein. Die 26-Jährige studiert derzeit IT und ist dadurch flexibler, wenn es darum geht, Flüchtlinge zu begleiten und zu übersetzen – egal ob beim Behördengang oder Arzttermin.

„Ich war mein Leben lang sozial engagiert. Sich in der Gesellschaft einbringen, ist mir wichtig. Es macht mir einfach Freude. Mich bereichert meine Arbeit“, sagt Jansen, die unter anderem mindestens zweimal in der Woche bei der Kinderbetreuung im Begegnungszentrum Johannes-Hubertus-Haus in St. Hubert ist. Während die Eltern Deutsch lernen, betreut sie mit weiteren Helferinnen, darunter auch etlichen Flüchtlingen, die sich ebenso ehrenamtlich einbringen, die Kinder.

„Auch wenn wir in St. Tönis 19 und in Kempen 34 Helfer in der Flüchtlingshilfe haben, so sind wir doch immer auf der Suche nach weiteren ehrenamtlichen Helfern“, sagt Andrea Lerche, Fachbereichsleitung Migration Flüchtlingssozialdienst Kempen und Tönisvorst vom SKM. Aktuell bewegen sich die Ehrenamtler alterstechnisch im Rahmen von 25 Jahren bis hin zum Rentenalter, wobei die meisten im Rentenalter sind. Aktuell werden Helfer für die Kinderbetreuung gesucht – in St. Hubert sowie im ehemaligen Daihatsu-Haus in Tönisvorst. Dort gibt es eine Betreuung für Kinder, die noch keinen Kitaplatz bekommen haben.

Zudem sucht der SKM Ehrenamtler, die sich beim Bewerbungstraining geflüchteter Menschen aus Tönisvorst einbringen möchten. „Generell benötigen wir auch Helfer, die Unterstützung bei der Wohnungssuche leisten und Flüchtlinge bei Wohnungsbesichtigungen begleiten“, sagt Lerche und fügt hinzu: „Mit dem Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit kann jeder seinen Blick weiten und Neues entdecken.“