Anrath Frühere Verseidag: Das neue Wohnquartier wächst
An der Jakob-Krebs-Straße in Anrath geht es vorwärts. Das Neubaugebiet trägt den Namen Karl-Lange-Straße. Ein Blick nach vorn und in die Historie.
Anrath. Zunächst hatten Fledermäuse den Abriss der alten Fabrik verhindert, jedenfalls hatte man diese in den Hallen der früheren Verseidag an der Jakob-Krebs-Straße vermutet. Als dann die Bagger anrücken konnten, ging alles sehr schnell. Die Hallen wurden kurzum dem Erdboden gleichgemacht. Mittlerweile hat die Bebauung des großen Areals begonnen.
Rund 23 500 Quadratmeter groß ist das Gelände, auf dem dem das Mönchengladbacher Unternehmen Langen-Massiv Haus 35 Einfamilienhäuser, 18 Doppelhaushälften und 15 Gartenhofhäuser in Winkelform errichten lässt. Die Fläche liegt zwischen 140 und 166 Quadratmeter. Weiterhin entstehen 19 Eigentumswohnungen, deren Wohnfläche sich zwischen 73 und 116 Quadratmetern bewegen wird. Mitte des Jahres — so die Planung — sollen die ersten Häuser fertig sein. Für die Vermarktung zeichnet die Willicherin Angelika Eberhardt verantwortlich.
Das Baugebiet und eine Straße trägt bereits den Namen des Verseidag-Gründers: Karl Lange. Vier weitere Straßen sollen an die Geschichte der Fabrik erinnern: Spulerei-, Wiegkammer-, Winderei- und Kartenschläger-Straße. Ausgemacht ist auch, dass eine Gedenktafel an die Industrie-Historie erinnern soll. Das hat der Kulturausschuss abgesegnet. Wo diese Tafel platziert werden soll, wird erst entschieden, wenn das Gebiet fertiggestellt ist.
Sieben Jahre lang hatten die alten Hallen im Übrigen Trödelhändler beherbergt. Jeden Samstag konnte man sich dort treffen, um von 8 bis 16 Uhr alte Schätzchen auszugraben oder das ein oder andere Schnäppchen zu machen. Gelegentlich war sogar ein Wohltätigkeits-Trödel organisiert, dessen Erlös guten Zwecken zugeführt wurde. Die Händler hatte die Hallen teilweise sogar als Lagerflächen benutzt. Im Januar 2015 war Schluss damit. Zwar hatten die Händler noch versucht, woanders eine Halle zu finden um einen gemeinsamen Markt auf die Beine zu stellen — vergeblich.
Zuletzt hieß die Fabrik längst nicht mehr Verseidag, sondern ULM. Die hatte noch 55 Beschäftigte, als im Herbst 2008 dort die Lichter ausgingen. Immer wieder hatten die Arbeiter Kürzungen zugestimmt und mehr Arbeitszeit in Kauf genommen — alles vergeblich. Am Ende war so gut wie nichts mehr da, die Menschen standen auf der Straße. Lediglich 15 von ihnen fanden in Dülken einen Arbeitsplatz. Das Kapitel „Textilindustrie“ an diesem Standort war endgültig geschlossen.