Tönisvorster Medikamentenhilfswerk Gesundheitsminister besucht Action Medeor

Vorst · Karl-Josef Laumann sah sich beim Medikamentenhilfswerk in Vorst um. Im Mittelpunkt standen die Hilfen für die Ukraine.

Action-Medeor-Präsident Siegfried Thomaßen (rechts) führte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann durch das Medikamentenlager.

Foto: Norbert Prümen

Auch den Gesundheitsminister des Landes Nordrhein-Westfalen hatte es erwischt. Wegen einer Corona-Erkrankung musste der für Mitte März geplante Besuch von Karl-Josef Laumann (CDU) beim Tönisvorster Medikamentenhilfswerk Action Medeor verschoben werden. Sein Büro hatte mitgeteilt, dass er seine Erkrankung gut überstanden habe und der Termin nun nachgeholt werden könne. Bei bestem Frühlingswetter entstieg der Minister am Mittwoch in Vorst seinem Dienstwagen, einer Elektro-­Limousine.

Empfangen wurde er, neben den Repräsentanten von Action Medeor, von den CDU-Politikern Martin Plum (Mitglied des Bundestags), den Landtagsabgeordneten Britta Oellers und Marc Blondin sowie dem CDU-Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Marcus Optendrenk, der im Beirat von Action Medeor tätig ist. Der Minister zeigte sich gut gelaunt, interessiert und bodenständig. Er berichtete ohne Umschweife von seinem Besuch in der Stiftung Bethel in Bielefeld, wo kurzfristig eine ganze Gruppe behinderter Kinder aus der Ukraine samt ihren Betreuern untergekommen sei. „Es ist schon schön, was alles so geht, da geht mir das Herz auf“, sagte er.

Um die Ukraine ging es in erster Linie auch bei seinem Besuch in Vorst. Action Medeor hat sofort nach Ausbruch des Krieges angefangen, Hilfslieferungen in die Ukraine zu entsenden. Dreh- und Angelpunkt ist ein Partnerkrankenhaus in Ternopil, im Westen der Ukraine. Dorthin gehen seitdem wöchentlich mehrere Lkw, beladen mit allem, was aus der Ukraine erbeten wird. Zuletzt wurden sogar zwei komplette Krankenwagen verladen. Der Gesamtwert der Lieferungen belief sich bislang auf 800.000 Euro.

Siegfried Thomaßen, Präsident von Action Medeor, bedankte sich für die Unterstützung durch die Staatskanzlei. Bei einem Rundgang und einem anschließenden Gespräch informierte sich der Minister über die hier geleistete Hilfe. Im 4000 Quadratmeter großen Lager mit den Hochregalen bekam er einen ersten Einblick über praktische Abläufe. Christoph Bonsmann vom Vorstand von Action Medeor erläuterte, dass 140 Medikamente dort immer vorrätig seien, um schnell auf Krisen reagieren zu können. Hergestellt werden die meisten Medikamente mittlerweile in Indien und China. „Deutschland ist schon lange nicht mehr die Apotheke der Welt“, sagte Bonsmann. Durch die großen Gebinde, die Action Medeor dort ankaufe, sei der Preis entsprechend niedriger, sodass auch Partner wie kirchliche Hilfswerke ihre Medikamente über Action Medeor einkauften.

Irmgard Buchkremer-Ratzmann, Leiterin des Bereichs Pharmazie, bezeichnete die guten Kontakte ins ukrainische Ternopil „als Glücksfall“. Vieles habe man auf Lager gehabt, aber es gebe auch Produkte, die nicht ganz so üblich seien: „Ich würde sie als Militärmedizin bezeichnen.“ Und: „Vieles, was wir in anderen Krisensituationen gelernt haben, konnten wir nun übertragen.“ Etwa was die bürokratischen Hemmnisse bei der Zollabwicklung angehe.

Christoph Bonsmann berichtete von einer beschleunigten Abwicklung an der Grenze über eine sogenannte Grüne Spur. So seien bislang alle Hilfslieferungen in zwei bis vier Tagen vor Ort gewesen. Die nächste Herausforderung werde sein, spezielle Medikamente etwa für die Dialyse auszuliefern. „Das betrifft viele immobile Patienten, die in der Ukraine verblieben sind.“ Aktuell gebe es eine vermehrte Nachfrage nach Krankenhausausstattung, wie Röntgengeräten. „Das ist eine komplett neue Herausforderung für uns“, sagte Bonsmann.

Beim anschließenden Gespräch informierte Thomaßen über Geschichte von Action Medeor seit den 1960er-Jahren. Die Vision: Kein Mensch auf dieser Welt soll an behandelbaren Krankheiten sterben.