Haustürgeschäfte - Gefahr lauert an der Haustür

Das Alter-native Seniorenbüro hatte die Polizei zu Gast: Als Freund und Helfer entlarvte eine Beamtin die Maschen der Ganoven und gab Tipps gegen Tricks.

St. Tönis. Gesa Brauer-Ebner verstößt gegen die Etikette, geradezu gegen Fundamente der Erziehung. Sie ermuntert zur Unhöflichkeit. Sie sagt so Sätze wie „Legen Sie einfach auf, wenn Sie die Person am Telefon schlecht verstehen“. Oder: „Schließen Sie die Tür und nehmen Sie sich Zeit, den Ausweis zu prüfen. Die fremde Person muss vor der Haustür warten.“

Das Murmeln der Senioren in der Remise des Mertenshofs wird lauter. Leichter gesagt, als getan. Was, wenn jemand wirklich Hilfe braucht, das Glas Wasser, den Zettel, die Toilette? Den Bittsteller kann man doch nicht einfach vor der Tür stehen lassen, bis man zum eigenen Schutz eine Nachbarin dazu gerufen hat.

Gesa Brauer-Ebner lässt aber keinen Zweifel zu: „Unser Leichtsinn ist der Komplize der Ganoven“, sagt sie und warnt vor Leichtgläubigkeit und übereilter Hilfsbereitschaft. Gesa Brauer-Ebner kommt vom Kriminalkommissariat Vorbeugung und Opferschutz der Kreispolizei. Eingeladen hat sie das Seniorenbüro Alter-nativen.

Reaktionen auf den von Gesa Brauer-Ebner herumgereichten Original-Polizeiausweis

Haustürgeschäfte, Trickdiebstähle und -betrügereien, über die so oft berichtet werden, sind an diesem Morgen das Thema. 25 hatten sich interessiert gezeigt, 16 Männer und Frauen nehmen den Termin tatsächlich wahr. Sie wollen handfeste Tipps, wollen wissen, wie sie sich schützen können. Brauer-Ebner reicht ihren Polizeiausweis herum. „So was kennen wir nur aus den Krimis im Fernsehen“, sagen die meisten und nehmen die grünliche Scheckkarte gründlich in Augenschein.

„Gefahr droht Ihnen eher an der Haustür als in der Tiefgarage“, sagt die Polizeibeamtin und nennt drei Tätergruppen: Die, die eine Notlage vortäuschen. Die, die eine offizielle Funktion vortäuschen, also angebliche Handwerker, Firmenvertreter. Schließlich „der schändlichste Trick“, so Brauer-Ebner, die, die eine persönliche Beziehung vortäuschen, der angebliche Enkel oder die persönliche Sachbearbeiterin einer Krankenkasse, die die vielen persönlichen Informationen vor dem Klingeln an der Haustür aus der geschwätzigen Nachbarin herausgequetscht hat.

Immer wieder streut Gesa Brauer-Ebner Filme ein, deren Rollen mit Schauspielern besetzt, die Fälle aber echten nachempfunden sind. „Die arme Frau“, entfährt es einer Dame in der Runde, die mitansehen muss, wie die Hilfsbereitschaft einer alten Frau schamlos von der netten, höflichen, aber trickreichen und gewissenlosen Fremden ausgenutzt wird. Geld weg, Papiere weg und nichts bemerkt.

Damit das ihren Zuhörern von heute erspart bleibt, hat Brauer-Ebner Broschüren dabei. Zum Nachlesen. Einige füllen gleich die gelben Türanhänger mit der Nummer der Polizei-Leitstelle aus. Der Anhänger sollte von innen an der Klinke der Haustür hängen. Zur Erinnerung daran, dass man zuweilen unhöflich sein sollte, wenn es um die eigene Sicherheit geht. Was hat Gesa Brauer-Ebner noch mal so eindringlich gesagt: „Ich lasse keine Fremden in meine Wohnung!“