Willich Hinzen-Haus: Eigentümer plant Erweiterung
Bernt Lücke möchte die Außengastronomie vergrößern — dafür müssten die Ahorne weichen.
Willich. Nur noch bis 24. Februar haben die mehr als 40 000 Wahlberechtigten Zeit, beim Bürgerentscheid für oder gegen die Ahorn-Bäume auf dem Marktplatz zu stimmen. Rund 6500 Bürger haben bisher einen Stimmzettel beantragt. Fast täglich gibt es von Befürwortern wie Gegnern Pressemitteilungen oder Aktivitäten in den Sozialen Netzwerken. Den bisherigen Tiefpunkt erlebte der Streit in der vergangenen Woche, als elf der 20 Bäume beschädigt wurden. Neuestes Gerücht: Die Stadt wolle das Grundstück neben dem Hinzen-Haus an dessen Besitzer verkaufen, damit dort die Bäume auch dann gefällt werden können, wenn die Bürger mehrheitlich für den Erhalt der Bäume stimmen.
Die Technische Beigeordnete Martina Stall hat dieses Gerücht bereits dementiert (die WZ berichtete). Bernt Lücke, dem das unter Denkmalschutz stehende Hinzen-Haus gehört, reagiert überrascht, als er auf eine mögliche Klüngelei angesprochen wird — und widerspricht: „So weit ist es Gott sei Dank noch nicht gekommen.“
Martina Stall erklärt, dass ein solcher Schachzug gar nicht möglich wäre: „Bei dem Grundstück handelt es sich um eine öffentliche Verkehrsfläche, die die Stadt gar nicht verkaufen dürfte. Sie müsste erst in eine Baufläche umgewandelt werden. Aber das ist wiederum zwei Jahre lang nicht möglich, wenn sich die Initiative beim Bürgerentscheid durchsetzt und die Bäume stehen bleiben müssen.“
Gleichwohl unterstütze die Stadtverwaltung das Ansinnen von Bernt Lücke, die Gastronomie des Hinzen-Hauses zu erweitern — durch einen „Glaskasten“ beispielsweise. Überlegungen, ihm für diesen Zweck einmal die entsprechende Fläche zu verkaufen, habe es durchaus gegeben, aber nun müsse man erst einmal den Bürgerentscheid abwarten. Die Planung des Büros Kraft.Raum., das sich im Werkstattverfahren durchgesetzt hat, sieht ausdrücklich eine Erweiterung der Hinzen-Haus-Gastronomie vor — und diese sei für den Markt durchaus wünschenswert, ist sich Stall mit Lücke einig.
Für diesen ist das Hinzen-Haus eine Art Hobby. Das Gebäude hat er an die BIW-Bank und eine Gastronomin verpachtet. Ihn ärgere, dass die Bürgerinitiative „Pro Kugelahorn“ behauptet habe, auch er wolle die Ahorne erhalten. Er stellt klar: „Das ist nicht wahr. Die Bäume werden von den Kunden der Gastronomie nicht angenommen. Niemand setzt sich darunter, weil sie zu niedrig sind und weil Insekten auf die Tische fallen.“ Für ihn müssen die Bäume weichen, wenn die Gastronomie im Hinzen-Haus erweitert werden soll. Und die Gastronomie ist für ihn das Zugpferd, um den Marktplatz zu beleben.
„Es muss nach 20 bis 30 Jahren Stillstand endlich etwas passieren in Willich. Und das geht nur durch eine Erweiterung der Gastronomie, die Leben auf den Platz bringen würde“, sagt Lücke, der ausdrücklich auch die Verwaltung lobt. Er habe an fünf Infoveranstaltungen zur Markplatz-Umgestaltung teilgenommen — als Privatmann, als Vorstandsmitglied des ASV und als Geschäftsmann. Jeder Bürger habe sich einbringen können, und dass die Ahorne anderen Bäumen weichen sollen, sei sofort ersichtlich gewesen. Daher verstehe er das Vorgehen der Bürgerinitiative nicht. Sein Appell: „Jeder, dem Willich am Herzen liegt, sollte mit ,Nein’ stimmen.“ msc/WD