Historische Karnevalsbilder vom Heimatbund St. Tönis Karneval in St. Tönis annodazumal

St. Tönis · Aus dem Fotoarchiv des Heimatbundes St. Tönis stammen diese historischen Bilder. Karnevalsmotive aus den Jahren 1905, 1939 und 1973.

Das Foto ist 1905 im ersten vom Karnevalszugverein organisierten Zug in St. Tönis  entstanden. Laut Stempelaufdruck auf der Rückseite hat es Photograph Rich. Kügler, Crefeld, gemacht. Thema des Wagens war wohl die Linner Burg,  Darsteller waren Männer der Turnerschaft St.Tönis. Foto: Archiv Heimatbund St.Tönis

Foto: Heimatbund St.Tönis/Archiv Heimatbund St.Tönis/Photograph Rich. Kügler

Seit gut 30 Jahren pflegt, vergrößert und verwaltet Werner Lessenich das Fotoarchiv des Heimatbundes St. Tönis. Unsere Anfrage, ob er historische Fotos von Karnevalsumzügen hat und zur Einstimmung auf die tollen Tage zur Verfügung stellen kann, stellte ihn vor keine Hürde.

Mit einem Themenverzeichnis, das ein DinA4-Blatt füllt und Schlagworte wie „Kunst und Kultur“, Firmen, Jubiläen, Ereignisse oder Familienfeste umfasst, findet er unter tausenden Fotos die gewünschten, ehe man ein dreifaches Klappertüüt ausgerufen hat.

Karneval ist Brauchtum. Karneval ist Stadtgeschichte. Daran schreiben natürlich alle Prinzenpaare mit. „Jedes Jahr besorge ich mir die offiziellen Fotos, die die Tollitäten machen lassen“, erzählt Lessenich. Ihre Regentschaften sind lückenlos archiviert.

Im Jahr 1905 ist das Foto entstanden, das Lessenich unter V20200 archiviert hat. Es zeigt eine Gruppe der Turnerschaft St. Tönis, ausnahmslos Männer, die als Reiter mit (umgehängten) Steckenpferden über den Wilhelmplatz reiten. Im Hintergrund der Aufnahme, die der Photograph Richard Kügler aus „Crefeld“ gemacht hat, „ist noch die später abgerissene Mertensmühle zu sehen“, so Lessenich. Die Originalfotografie in Schwarz-Weiß erreicht Din A4-Format. Lessenich hat einer beschrifteten Collage entnommen, dass der Wagen die Linner Burg darstellen sollte.

1939, im  letzten St. Töniser Zug vor dem Zweiten Weltkrieg, ist dieses Motiv entstanden. Es zeigt den Wagen der Straßengemeinschaft Krefelder Straße. Motto: „Kornblumenblau“. Foto: Foto Zellerhoff Krefeld /Heimatbund St.Tönis

Foto: Heimatbund St. Tönis/Union-Film, Foto Zellerhoff

Das zweite Foto aus dem Archiv des Heimatbundes St. Tönis hat Postkartengröße. Es stammt aus dem Jahr 1939, ist also 80 Jahre alt. Auf einem Wagen stehen Männer und Frauen der Straßengemeinschaft Krefelder Straße. Heutigen Sicherheitsansprüchen hätte der Anhänger nicht standgehalten – ohne Absperrung, die fröhlichen Mitfahrer nur mit einer Leine oder Kette gesichert.

Foto Nummer drei ist jüngeren Datums. Aufgenommen hat es 1973 der Pressefotograf Josef Altgassen. Eine Fußgruppe samt Wagen passiert gerade die Schulstraße/Ecke Gelderner Straße/Hochstraße. Es handelt sich wohl um einen fahrenden Riesen-Laufstall mit „Babys und Kleinkindern“ in der Fußgruppe. Wer da mit Lätzchen, Fläschchen, Schnuller und Storch mitgezogen ist, weiß Werner Lessenich leider nicht.

Ein Blick auf die Schulstraße/Ecke Gelderner Straße/Hochstraße. Wir schreiben das Jahr 1973. Die Kinder am Straßenrand sind verkleidet, gerne mit Cowboyhut auf dem Kopf, die Erwachsenen (ausgenommen Zugteilnehmer) aber in der Mehrheit in Zivil. Foto: Josef Altgassen/Archiv Heimatbund St.Tönis

Foto: Heimatbund St. Tönis/Josef Altgaßen

Interessant ist ein Blick auf die Zuschauer am Straßenrand. Die Erwachsenen sind in Zivil, nur die Kinder haben Kostüme an. Wer genau hinsieht, erkennt viele Cowboyhüte.

Wenn er am Tulpensonntag 2019 zum St. Töniser Zug geht, nimmt Werner Lessenich seine Kamera mit. „Ich werde nicht jeden Wagen fotografieren, aber die Highlights.“ Etwa zehn Fotos, schätzt er, wird er von diesem Tag archivieren Die Technik mache es einfacher, viele Motive zu machen, aber „die meisten haben doch heute hunderte Fotos auf ihren Handy. Massenware.“ Früher hätten die Bilder mehr Beachtung gefunden.

Von seinem Anspruch, systematisch alle Fotos einmal analog auf Karteikarten und zugleich digital für den Heimatbund abgelegt zu haben, hat sich Werner Lessenich allerdings verabschiedet, obwohl er beinahe täglich eine Stunde mit Archivarbeit verbringt. Bisher gelte es „erst“ für  50 Prozent der Bilder.