IHK: „Standort-Analyse ist nicht veraltet“

Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz kann Verzicht auf Studie nicht nachvollziehen.

Foto: Bischof

Tönisvorst. Im November 2017 hat die IHK Mittlerer Niederrhein eine Analyse des Wirtschaftsstandortes Tönisvorst vorgelegt. Darin sind etliche kritische Punkte zu finden. Doch erst jetzt, fünf Monate später, bahnt sich eine Diskussion über die Ergebnisse an.

Das liegt vor allem daran, dass es eine solche Diskussion im zuständigen Fachausschuss offenbar nicht geben soll: Sie war von FDP und zwei Unternehmern beantragt worden, doch aus der Antwort der Stadt ist abzulesen, dass diese dafür keine Notwendigkeit sieht (die WZ berichtete). Ähnlich hatte sich Wochen zuvor schon der Ausschussvorsitzende Andreas Hamacher (CDU) geäußert.

Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, zeigt sich auf Anfrage der WZ irritiert. Herzstück der Analyse sei das Ergebnis einer Befragung bei knapp 100 Unternehmen aus Tönisvorst mit 1400 Beschäftigten. Abgefragt worden sei die Qualität von mehr als 50 Standortfaktoren. Nur einer davon sei die Informationsinfrastruktur (Internet, Breitband). Die Stadt hatte dazu auf den laufenden Ausbau ihres Glasfasernetzes verwiesen und von nicht mehr aktuellen Daten der Analyse gesprochen.

Dazu stellt Steinmetz fest: „Weil es bei diesem einen Standortfaktor Veränderungen gegeben hat, ist keinesfalls die gesamte Studie veraltet. Wir stellen in der Analyse dar, dass alle fünf Themengebiete — also die harten Standortfaktoren, die kommunalen Kosten und Leistungen, die Beratungsfaktoren, Arbeitsmarktfaktoren und die Qualität der Innenstadt — in Tönisvorst kritischer bewertet werden als bei den kreisangehörigen Kommunen im Durchschnitt. Die deutliche Kritik der Unternehmen etwa hinsichtlich der Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes bleibt bestehen.“

Neben der Unternehmensbefragung habe die IHK den Standort anhand von neun volkswirtschaftlichen Indikatoren mit dem Landesschnitt sowie mit einigen Städten ähnlicher Größe verglichen. Dieser Vergleich zeige, dass Tönisvorst ein Standort mit Stärken und Schwächen sei. „Die Kaufkraft ist hoch, die Arbeitslosigkeit befindet sich auf einem niedrigen Niveau, die Beschäftigtenzahl ist gestiegen.“ Der Vergleich zeige aber auch: „Die Steuereinnahmekraft ist auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Zudem hat der Standort einen hohen Gewerbesteuerhebesatz.“

Steinmetz abschließend: „Wir sind gerne bereit, die Ergebnisse im Ausschuss für Wirtschaftsförderung vorzustellen. Dass die Verwaltung und Teile der Politik darauf verzichten möchten, ist nicht nachvollziehbar.“ WD