Insektenschutz: Bürger sind besorgt
Der Kempener Hermann Diedrich referierte auf Einladung der Grünen in Haus Vorst. Der Imker stieß dort auf großes Interesse.
Vorst. Mit diesem Interesse hatte Hermann Diedrich nicht gerechnet. 55 Gäste im Saal Vorst waren der Einladung der Grünen in Tönisvorst gefolgt. Sie wollten hören, was Diedrich vom Imkerverein Kempen über Ursachen und Folgen von Insektensterben zu berichten hat.
„Die Resonanz war außergewöhnlich hoch“, sagte Diedrich. Noch am Vortragsabend wurde die E-Mail-Adresse zwischen ihm und einem Zuhörer ausgetauscht, der sich vorstellen kann, Hobbyimker zu werden.
Seit 2000 erlebt Diedrich, der seit 30 Jahren Imker in Kamperlings ist und zehn Völker im eigenen Garten hat, einen Anstieg des Interesses. „Imkern ist außerdem weiblicher geworden“, sagt er. Mittlerweile seien unter den 40 aktiven Imkern in Kempen fünf Frauen. Ähnlich liegt ihr Anteil, eben 20 Prozent, im Kreis-Verband Viersen/Krefeld mit insgesamt 330 Imkern.
„Frauen haben eher die Natur im Auge und nicht so sehr das technische Drumherum“, so Diedrich. Er freut sich über die vielen Freizeit-Imker, die nicht wie Erwerbsimker nur auf „Massenbestäubung“ abzielten, sondern auch dazu beitrügen, dass andere Wild- und Kulturpflanzen bestäubt würden. Auf diese Weise trügen sie dazu bei, auch den Bestand von Hummeln, Schwebfliegen, Wildbienen, sogenannten Nischenbestäubern, zu schützen.
Die Honigbiene leide nicht unter einem Schwund in der Apfelstadt. Diedrich: „Unsere Region hinkt beim Insektenschutz nicht hinterher!“ Landwirte und Obstbauern in Tönisvorst und Kempen zeigten ein „beachtliches Interesse“.
Einige Leute überlegen nun, Nisthilfen für Insekten in ihrem Garten aufzustellen. Gefragt wurde Diedrich in Vorst außerdem, was man etwa in Bezug auf die Nachbarschaft zu beachten habe, wenn man sich Bienenvölker zulegen wolle. Sein Tipp: „Zuerst Kontakt mit einem erfahrenen Imker aufnehmen.“ Der schaue sich den Garten an und berate, wo die Völker aufgestellt werden könnten, damit der Nachbar nicht in der Flugrichtung liegt.
Imker haben im Mai und Juni Hochsaison. Dann gelte es, so Diedrich, regelmäßig in die Völker hineinzuschauen, zu prüfen, ob neue Königinnenzellen angelegt werden. Die müssten entnommen werden, um Ableger zu machen: ein neues Volk auf drei Waben mit neuer Königin und ein paar tausend Begleitbienen.
Hocherfreut waren auch die Gastgeber, die Tönisvorster Grünen, über die Resonanz. „Ein großer Erfolg“, so Jürgen Cox. Die Grünen werden einen Antrag in die nächste Haushaltsberatung einbringen: mehr Blühstreifen für Tönisvorst. Cox: „Die Bürger sind sensibilisiert und besorgt über das Insektensterben.“ Auch das Thema Glyphosat sei angesprochen, aber nicht vertieft worden. Das wollen die Grünen 2018 nachholen. Eine weitere Idee des Abends: Online ein gemeinsames Forum von Naturschutzbund, Umweltamt, Parteien und Imkerverband schaffen, wo man sich möglichst umfassend informieren kann.
Wer sich fürs Imkern interessiert, kann Hermann Diedrich direkt anrufen. Er vermittelt Kollegen in der Umgebung: Tel. 02152/52462. E-Mail: hermann.diedrich@t-online.de