Im Mehrzweckraum des Neubaus der Justizvollzugsanstalt „Willich I“ hat NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) am Mittwochvormittag Martina Kahmann offiziell zur Leiterin der Einrichtung ernannt. Die 49-Jährige folgt auf Charlotte Adams-Dolfen, die Ende Februar in den Ruhestand getreten ist und seit 2019 Chefin der JVA gewesen war. Kahmann übernimmt in herausfordernden Zeiten, die von einem Umbruch geprägt sind: Die JVA Willich I wird derzeit modernisiert und damit auch deutlich vergrößert. Zu den Gästen der offiziellen Amtseinführung gehörten Vertreter aus anderen Anstalten ebenso wie Staatsanwälte, Lokalpolitiker aus dem Kreis Viersen, Mitarbeiter der JVA und weitere Weggefährten nicht nur der neuen, sondern auch der alten Leiterin – denn sie wurde in der Feierstunde offiziell verabschiedet.
Justizminister Limbach nannte in seiner Ansprache zwei „leitende Begriffe“, die sie prägen sollten: „Flexibilität und Tellerrand“. Sowohl Martina Kahmann als auch Charlotte Adams-Dolfen bescheinigte er, flexibel zu sein und über den Tellerrand zu schauen: „Das haben beide Kolleginnen in der Vergangenheit wirklich deutlich gezeigt.“ Als Adams-Dolfen 1988 junge Juristin beim Versorgungsamt Köln gewesen sei, habe sie sicher nicht damit gerechnet, irgendwann eine Justizvollzugsanstalt zu leiten. Er lobte ihr Engagement, etwa während der Pandemie, bei der Planung und Baubegleitung der Modernisierung der Anstalt. „Danke, dass Sie sich auf den Vollzug eingelassen haben“, sagte er und: „Danke, dass Sie hingingen, wo wir Sie gebraucht haben.“
Der Berufsweg der
neuen JVA-Leiterin
Bevor Limbach die neue Leiterin ins Amt einführte, zeichnete er auch auf ihren Berufsweg nach. Sie habe deutlich bewiesen, „dass Sie bereit sind, über den Tellerrand zu gucken“, sagte er und ging auf Kahmanns Ausbildung zur Bankkauffrau in Bremen sowie die zweijährige Tätigkeit als Anwältin ebenso ein wie auf ihren Werdegang in der Justiz NRW.
2011 nahm Kahmann demnach ihre Arbeit als Juristin im nordrhein-westfälischen Vollzugs- und Verwaltungsdienst auf. Sie war unter anderem in den Justizvollzugsanstalten Geldern, Düsseldorf, Köln, Wuppertal-Vohwinkel sowie in der Zentralstelle für Rechts- und Schadensangelegenheiten im Justizvollzug bei der Justizvollzugsanstalt Köln, außerdem als hauptamtliche Lehrkraft an der Justizvollzugsschule NRW tätig. Von März 2017 bis Mai 2020 nahm sie als ständige Vertreterin des Leiters der JVA Geldern erstmals hervorgehobene Führungsaufgaben im Justizvollzug wahr.
Im Sicherheitsreferat der Justizvollzugsabteilung des Ministeriums der Justiz NRW sowie später im Referat für Liegenschaftsangelegenheiten des Justizvollzugs und anschließend im Personalreferat in der Justizvollzugsabteilung sammelte Kahmann über mehrere Jahre aufsichtsbehördliche Erfahrungen, bevor sie Anfang Januar 2025 an die Justizvollzugsanstalt Willich I wechselte. Dort übernahm sie erst mal die kommissarische Leitung der Einrichtung.
In ihrer Rede hieß Kahmann die Gäste stolz „in der aktuell wohl modernsten Justizvollzugsanstalt in NRW“ willkommen. In den vergangenen Wochen stellte sie fest: „Anstaltsleitung ist herausfordernd und am Anfang ganz schön anstrengend.“ Sie hoffe, dass sich das legt – „zumindest ein bisschen“. Eine weitere Erkenntnis der ersten Arbeitswochen: „Anstaltsleitung kann auch Freude machen“, sagte sie und lobte das gute Zusammenspiel mit ihren Kollegen, denn „niemand leitet eine Anstalt alleine“. Kahmann hob außerdem die Bedeutung einer JVA als „Ort der Resozialisierung“ hervor. Ihr Ziel sei, jedem Häftling, der es möchte, die bestmöglichen Chancen auf ein Leben ohne Straftaten in sozialer Verantwortung zu geben.
Die neue Anstaltsleiterin nutzte ihre Rede auch, um ihrer Vorgängerin für die geleistete Vorarbeit zu danken, sie habe die Anstalt „mit Engagement und Herzblut geleitet“. Auch Willichs stellvertretender Bürgermeister Guido Görtz (CDU), der Vorsitzende des Beirats der JVA Willich I, Reinhardt Lüger, sowie deren Personalratsvorsitzender James Dreseler kamen zu Wort, dankten Adams-Dolfens für die von ihr geleistete Arbeit und hießen ihre Nachfolgerin willkommen. Adams-Dolfen habe die Resozialisierung weiterentwickelt, den Neubau – auch im Zusammenspiel mit der lokalen Gemeinschaft – vorangetrieben, führte Görtz an: „Sie haben hier Ihre eigene Handschrift hinterlassen.“ Der neuen Leiterin sagte er: „Sie übernehmen ein solides Fundament.“ Er sei sicher, dass auch sie ihre eigene Handschrift einbringe. „Sie haben für uns Maßstäbe gesetzt in der Zusammenarbeit miteinander“, sagte Lüger an Adams-Dolfen gewandt. Kahmann gegenüber zeigte er sich ebenfalls optimistisch: „Ich bin überzeugt, dass wir konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten werden.“