Florian Schroeder kommt nach Tönisvorst Kabarettist fordert einen Neustart

St. Tönis · Der Kabarettist, Autor, Moderator spricht im Interview über seine Neustarts, Ziele und Erwartungen ans Publikum.

Florian Schroeder plädiert in seinem neuen Kabarett-Programm für einen Neustart in der Gesellschaft. Demnächst auch in Tönisvorst. Eingeladen hat ihn der Stadtkulturbund.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Auf Einladung des Stadtkulturbundes Tönisvorst kommt der Kabarettist Florian Schroeder am Mittwoch, 20. September, zu einem Gastspiel nach Tönisvorst. Er präsentiert sein Programm „Neustart“ um 20 Uhr im Forum Corneliusfeld in St. Tönis.

Es sei Zeit für einen Neustart – so sehr wie noch nie, findet Schroeder. Und zwar heute. Eigentlich schon gestern. Aber da hatten wir keine Zeit. So habe das Geschrei das Gespräch ersetzt, es gebe keine Freunde mehr, nur noch Feinde und Opfer. Die Digitalisierung sei unsere Chance – und doch schaffe sie uns ab, sagt der Künstler. „Disruption und Revolution sind permanent geworden. Wir kennen alles und wissen nichts. ADHS ist keine Krankheit mehr, sondern die neue Digitalkompetenz. Alles soll eindeutig sein und ist doch so paradox: Während wir mit Hochgeschwindigkeit der Apokalypse entgegenrasen, sehnen wir uns verzweifelt nach neuen Helden. Der neue Messias – dringend gesucht. Aber wehe, er ist dann doch (nur) ein Mensch.“

Die Welt sei oft genug untergegangen, „drehen wir sie einmal auf links“, fordert Florian Schroeder und drückt in seinem neuen Programm den Reset-Knopf.

Der 44 Jahre alte Kabarettist, Autor, Kolumnist, Hörfunk- und Fernsehmoderator Florian Schroeder wuchs in Lörrach auf. Als Jugendlicher, mit 14 Jahren, trat er mit einer Parodie von Prominenten in Harald Schmidts Fernsehshow namens „Schmidteinander“ auf. Florian Schroeder ist wöchentlich auch im Radio zu hören, hält Vorträge und tourt durch Deutschland, und ist nun auch in Tönisvorst zu Gast. Wir haben mit Schroeder vorab gesprochen.

Wann haben Sie Ihren letzten Neustart hingelegt?

Florian Schroeder: Vor wenigen Tagen, als ich mein fünftes Buch „Unter Wahnsinnigen – Warum wir das Böse brauchen“ abgegeben habe. Das erscheint dann am 12. Oktober – und wenige Tage später startet meine neue Show im Ersten und der ARD Mediathek- „Schroeder darf alles!“ Also lege ich in diesem Herbst sogar zwei Neustarts hin.

Wie entwickeln Sie Ihre Programme?

Schroeder: Am Anfang steht der schwierigste Prozess: Ich suche ein Grundthema, das sich im besten Fall durch den ganzen Abend zieht. Im Fall des Neustart-Programms geht es um die Sehnsucht nach einem neuen Messias. Im Lauf des Programms suche ich diesen dann zusammen mit dem Publikum, um mich am Ende selbst dazu zu machen – aber ganz anders, als viele das glaubten.

Beschreiben Sie doch bitte einmal Ihre Ziele als Kabarettist.

Schroeder: Ganz vorne steht die Unterhaltung. Die Leute sollen lachen und sich beim Lachen selbst erwischen. Das wäre dann die subversivere Ebene. Und wenn es punktuell nachdenklich wird, ist es auch schön. Wenn am Ende so viele Selbstverständlichkeiten infrage gestellt werden, dass mehr Fragen als Antworten bleiben, wäre das Maximum erreicht. Oberste Regel: kein Zeigefinger, kein Moralismus und kein missionarischer Ehrgeiz.

Kann ein Kabarettist die Welt ändern?

Schroeder: Nein, das soll er gar auch nicht können. Das würde im Furor enden. Wichtiger ist es, das Publikum zu irritieren.

Was wünschen Sie sich von den Besucherinnen und Besuchern Ihrer Kabarettabende?

Schroeder: Ich wünsche mir Neugierde und Bereitschaft zum Spaß. Ansonsten habe ich keine Ansprüche ans Publikum, umso mehr an mich.