Christuskirche ausverkauft „Sternstunden“ mit Konrad Beikircher in St. Tönis

St. Tönis · In der ausverkauften Christuskirche in St. Tönis präsentierte der Kabarettist Geschichten zur Weihnachtszeit.

Sowohl kuriose als auch skurrile Geschichten zur Weihnachtszeit hat Konrad Beikircher in der Christuskirche in St. Tönis vorgestellt.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Ein Adventsprogramm mit dem Titel „Sternstunden“ passe doch bestens in eine Kulturreihe mit dem Namen „Götterspeise“, befand Pastorin Daniela Büscher-Bruch, als sie als Hausherrin das Publikum in der restlos ausverkauften Christuskirche in St. Tönis begrüßte. Und wenn der Interpret des Abends dann auch noch Beikircher heißt, scheint ja alles auf einen wahrhaft christlichen Abend hinaus zu laufen.

Doch wer den Kabarettisten Konrad Beikircher kennt, der weiß natürlich: So einfach ist das nicht. Der Mann beweist mit hintergründigem Humor und teils abartigen Geschichten, dass er immer noch eine besondere Bühnenpräsenz besitzt. Da nimmt das Publikum es ihm auch nicht übel, wenn er sich mal verplaudert – das Programm dauert am Ende weit über drei Stunden – und einen Text auch mal verhaspelt. Ihm hört man gerne zu, und sein steter „Kampf“ mit dem roten Tuch auf seinem Vorlesetisch ist reine Comedy.

Bei diesem Mann wird Weihnachten mitnichten brav und bieder dargeboten, vielmehr bringt er seinen Auftritt als eine Mischung aus Kabarett, Lesung und Plauderei über die Bühne. Und er hat kuriose und skurrile Geschichten prominenter Autoren ausgewählt. Es beginnt mit einem Weihnachtsgedicht des Schweizer Schriftstellers Gottfried Keller, der einen Weihnachtsmarkt am Berliner Schloss beschreibt.

Erich Kästner wird zwar mit seinem Klassiker „Emil und die Detektive“ unvergesslich bleiben, hat aber so viele andere geistreiche Erzählungen geschrieben, wie „Die regelrechte Weihnachtsgeschichte“. Darin schildert Kästner die Nöte eines Autors, der seine Weihnachtsstory im Sommer schreiben muss, damit er sie rechtzeitig zum Druck vor dem Fest fertig hat. Köstlich!

„Nun steht der Winter vor der Tür – und friert“ – so schließt eine „subversive Geschichte“ von Heinz Ehrhardt, geschrieben in seinem so typischen 50er Jahre-Humor und bis heute vergnüglich zu hören. Dann macht Konrad Beikircher sein Publikum mit einem obskuren Rezept vertraut, bei dem es am Ende drunter und drüber geht und man nur noch in Erinnerung behält, dass es dabei um ganz viel Whisky ging.

Und ums Trinken geht es auch in der unglaublichen Geschichte vom „Rauschgoldengel“ des urbayrischen Komikers Gerhard Polt, wobei die erste Silbe vom Rausch durchaus wörtlich zu nehmen ist. Köstlich die Schilderung einer Betriebsweihnachtsfeier, wie sie in irgendeiner Behörde im Lande stattfindet. Der Kabarettist schildert sie mit sichtbarem eigenem Vergnügen. Dass ihm die bayrische Mundart liegt, beweist Beikircher auch in einem zweiten Text von Polt. Der beschreibt seine schönste Weihnachtsgeschichte und das ist ausgerechnet die Story, in der der Vater betrunken vom Balkon fällt.

Um adventliche Lichtverschmutzung geht es in einem grandiosen Kampf zweier Nachbarn um die lichtstärkste Beleuchtung von Haus und Garten. In der Geschichte „Lichterhelle Weihnachtszeit“ eines anonymen Autors spielen lasergesteuerte Szenen aus der Weihnachtsgeschichte, tausende von rhythmisch blinkenden Lämpchen in grässlichen Farben und überhaupt eine überbordende Lichterfülle die Hauptrolle. Das Publikum weiß Bescheid und stöhnt auf.

Beikircher erzählt dann noch die völlig unheilige Bordell-Geschichte des norddeutschen Kabarettisten Hans Scheibner über „einen ganz normalen Beruf“, und da wird schnell klar, dass an diesem Abend im Advent lieber über Nutten als über Putten gesprochen wird. Zu Herzen geht dann aber die Geschichte aus Nordamerika über einen armen Mann, der im Winter lieber im Gefängnis sitzt, als im Freien zu frieren. Aber alle Versuche, sich verhaften zu lassen, scheitern. Verhaftet wird er erst, als er eigentlich sein Leben schon gänzlich ändern will.

Am Ende zieht der emsig Plaudernde das Fazit: „Es gibt noch so viel zu erzählen, wir müssen uns unbedingt noch einmal treffen.“ Das sieht sein Publikum auch so: Viel Beifall, bis als Zugabe noch Loriots bitterböses Gedicht „Advent“ zu hören ist. Darin meuchelt die Gattin den Förster. Weihnachten mit Beikircher ist eben ganz anders.