Kabarettistin Simone Solga: „Frauen sind auch nur Männer“
„Im Auftrag ihrer Kanzlerin“ plaudert Simone Solga über den Berliner Politikalltag.
Neersen. Die Kabarettistin Simone Solga kam „im Auftrag Ihrer Kanzlerin“ nach Neersen. Eingeladen hatten sie der Geschäftsbereich Kultur und die Gleichstellungsbeauftragte. Wer nun glaubte, nur die Männer würden ihr Fett wegbekommen, sollte sich täuschen: Kritik ernteten vor allem die Politiker, allen voran ihre vermeintliche Chefin Angela Merkel.
Simone Solga (50) wuchs in Leipzig auf, einer Stadt, der der real existierende Sozialismus arg zugesetzt hatte. Und sie absolvierte unter Honecker ein Studium an der Theaterhochschule Leipzig. Dies ist wichtig zu wissen. Man fragt sich nämlich, ob sie sich dort einen ähnlichen Rundumschlag gegen alle Regierenden hätte erlauben können wie jetzt im Neersener Schloss.
Was auffiel: Lediglich die Kritik an den Linken fiel moderat aus. Das kann jedoch nicht davon ablenken, dass Simone Solga eine fähige Kabarettistin ist. Ihr Sächseln unterdrückt sie, dieser Dialekt kommt immer nur dann ungehemmt zum Vorschein, wenn sie in die Rolle ihrer Fahrerin Frau Stockmann schlüpft. Die Schnellsprecherin im Business-Look plauderte aus dem Kanzleramt.
Das „bayrische Standgebläse“ beziehungsweise der „blau-weiße Alpentaliban“ ist Horst Seehofer und die Begrüßungsfloskel „Liebe Christdemokraten“ enthalte gleich drei Fehler. Es mangelte ihr nicht an Visionen: Wird Christian Wulf neuer ADAC-Präsident? Könnte Putin nicht von der Krim ablassen und sich stattdessen mit Sylt begnügen?
Die 50-Jährige hat gute Sprüche drauf. „Trinken macht dumm und gleichgültig, ich weiß auch nicht warum, aber es ist mir auch egal.“ Die ausgebildete Sängerin konnte mit einem Chanson überzeugen, in einer Hand das Mikrofon, in der anderen einen dampfenden Tee im Verschluss der Thermoskanne. Welche Tee sie bevorzugt: „Einen Aufguss der Probiersöckchen von Deichmann.“
Ach ja, einen Tag nach dem „Internationalen Frauentag“ wurden auch Frauenthemen gestreift. Zur Steuersünderin Alice Schwarzer fiel Simone Solga folgendes ein: „Frauen sind auch nur Männer.“
Köstlich: Ein Streitgespräch beim Gemüseschnibbeln zwischen Josef und Maria Heyes. „Ich bin auf dem Fahrrad immer der Netteste von allen“, zitierte sie den Bürgermeister.