Karneval: Möhnen strahlen - Heute ist unser Tag
Seit fünf Jahren zieht eine Gruppe befreundeter Frauen am Altweibertag durch Anrath und macht die Geschäfte unsicher.
Anrath. Es könnte, auf den ersten Blick betrachtet, ein normales gemeinsames Frühstück von elf Frauen sein. Wären da nicht die schwarzen Hüte mit den wilden Federn- und Blumenarrangements, dem Tüll und den Schleifen, die schwarzen Umhänge sowie die altmodischen Handtaschen. Ganz klar, es handelt sich um Möhnen.
„Heute ist unser Tag“, strahlt Gisela Roggen. 2007 kam den Frauen, die sich allesamt vom Sport und teilweise sogar aus der Jugend kennen, die Idee, an Altweiberdonnerstag gemeinsam auf Tour zu gehen. Allerdings nicht abends durch die Kneipen, sondern morgens durch die Geschäfte in Anrath. Start ist dabei immer ein Frühstück in der Gaststätte Lohmanns. „Wir brauchen ja eine gute Unterlage, um den Tag zu schaffen“, schmunzelt Anita Beek.
Schlag 11.11 Uhr ist Aufbruchstimmung. Der Kinderwagen mit Ghettoblaster, Orden, Klapper und Schellenmann rollt, elf Möhnen im Schlepptau, in Richtung Fußgängerzone. Bestaunt von den Passanten zieht der Trupp rheinischer Mädels, wie sich selbst auch gerne nennen, bei Kaiser’s ein. „Wir brauchen keine Männer, wir brauchen keine Helden, wir haben unseren Herrn Scherer, den schönsten Mann der Welt“, schallt es dem besungenen Geschäftsführer und seinem Team entgegen.
So viel Einsatz wird mit einem Schnäpschen belohnt. Dafür gibt es auch einen Orden für den Hausherrn mit entsprechenden Bützchen. „Wir kreieren jedes Jahr neue Orden. Dabei unterstützt uns das Fotostudio Mertens“, verrät Gertrud Rütters.
In diesem Jahr strahlen den Ordensträger auf der einen Seite elf kleine Bilder der Möhnen an, und auf der anderen Seite sind es die Namen inmitten von Luftballons und dem Slogan „Anrath Möhne 2011 Helau“.
Dass die Geschäftsleute ihre Möhnen kennen, wird beim Weiterzug im Zick-Zack-Kurs durch Anrath schnell klar. Kanapees, Berliner, Sekt, Süßes und kleine Schnapsfläschchen zum Mitnehmen stehen parat. Eine schöne Tradition an Altweiber, lautet der Tenor der Geschäftswelt.
Die Orden werden weniger, der Kinderwagen aber trotzdem voller. Der den Möhnen zugedachte Proviant in flüssiger und fester Form kann auf einmal gar nicht aufgenommen werden. Das ist die eiserne Ration für die kompletten jecken Tage.
Gegen 15.30 Uhr steuern die Möhnen die letzte Station an, das Altenheim in Anrath. Auch hier gibt es eine herzliche Begrüßung. Man hat schon gewartet. „Wenn wir nach Hause kommen, dann ziehen unsere Männer los. Wir sind dann platt“, verrät Obermöhne Käthe Timmermanns.