Karnevalszug schlängelt sich durch Baustellen
34 Motivwagen und Fußgruppen wussten sich in Szene zu setzen. Das reichte von Griechen bis zu Vampiren.
Anrath. Schon Stunden vor dem eigentlichen Event setzten sich die privaten Fußgruppen mit den Boller- und Bagagewagen in Bewegung. Niemand wollte das Top-Ereignis des Straßenkarnevals in Willich verpassen. Exakt um 13.11 Uhr war es soweit: Der 44. Tulpensonntagszug der „Aach Blenge“ setzte sich in Bewegung. Die Veranstalter selbst steckten in Kostümen von Milchkühen, wussten auch im Jahr ihres närrischen Jubiläums, warum: „Denn die Milch hat uns so lange frisch gehalten.“
Frisch und sonnig waren die äußeren Bedingungen. Und die vielen Freundeskreise, die sich unter anderem die Namen „Doeskopp“, „Schwaadlappen“, Pappköpp“ oder „Tiefseetaucher“ zugelegt hatten, gaben alles, um sich in den 34 Fußgruppen und Motivwagen so richtig in Szene zu setzen. Die schunkelnden und mitfeiernden Besucher am Straßenrand kannten ihre „Pappenheimer“. So unter anderem die diesmal als freilaufende Straußenvögel mitziehenden „Schwaadlappen“. Für sie stand fest: „Das Leben wäre halb so nett, wenn nicht jeder einen Vogel hätt‘. . .“
Jecken nicht nur aus den Willicher Stadtteilen hatten sich als Schneemänner, vielköpfige ADAC-Abschleppkolonne oder als Krümelmonster aus der Sesamstraße zurecht gemacht. Aus Vorst brachten die Kehner Junggesellen ihr „Studio 5“ mit, eine rollende Disco. Am Mikrofon als DJ legte der amtierende Schützenkönig Kristoffer Krahe die Stimmungs-Scheiben auf.
Stimmung verbreiteten sie alle, wobei einige sehr schöne Fußgruppen der mitgehenden Jury auffielen. Da waren zum Beispiel Sylvia Frehn und ihr Freundeskreis der hinteren Süchtelner Straße als bunte Struwwelpeter sehr hübsch und originell. Andere hatten große Papp-Briefkästen geschultert, brachten Disney-Figuren mit nach Anrath oder kamen als Baukolonne. So hatte sich die Gemeinschaft „Frostbeulen“ gegründet, schaute sich die Baustellen in Willich an und urteilte: „Ist die eine Straße gerade heile, liegt bereits die nächste in tausend Teile.“ Jedenfalls konnte der närrische Lindwurm trotz der Baustellen in Anrath passieren.
Die Vampire der Allee brachten einen echten Griechen (Angelos Gkanas) und den dazugehörenden Ouzo mit. Derweil blieben die „Tiefseetaucher“ mit ihrem Spruch „Ob Ski oder Board, wir rocken jeden Ort“ beim Obstler. Denn die Gruppe aus Willich fährt alljährlich gemeinsam Ski, freut sich bereits auf die nächste Tour im März ins Zillertal — und auf ihre Après-Ski-Partys in der Hohenhaus-Tenne in Hintertux.
Eigentlich waren es Sonntag nicht 34, sondern 35 Formationen. Denn als Wagen Nummer 35 fuhr die städtische Kehrmaschine mit, beseitigte schon einmal den gröbsten Abfall. Spaß machte es allen, so den jecken Abordnungen der katholischen Landjugend oder von Prinzengarde, „Torfmöps“ und „Edelweiß“. Obenauf war in ihrem kleinen Prunkwagen das Kinder-Prinzenpaar Paul und Clara.