Kein Hospital ist sicher
Paul Neuhäuser, Chef der St. Augustinus-Kliniken, wagt keine Prognose zur Krankenhaus-Zukunft.
Willich. Die CDU holte jetzt Paul Neuhäuser aufs Rote Sofa: Der Vorsitzende der Geschäftsführung der St. Augustinus-Kliniken, zu denen auch das Willicher Krankenhaus gehört, erklärte die Kostenklemme, in der die Kliniken stecken und sieht ein abgestuftes System voraus mit einer Basis-Zwangsversicherung.
Zusätzliche Leistungen könnten dann nach Bedarf (oder Geldbörse) dazugebucht werden. Paul Schrömbges schlüpfte wieder in die Rolle des Talkmasters.
Neuhäuser sprach von „einem enormen Druck auf die Krankenhäuser“, von Konzentrationsprozessen, von sehr großem Investitionsbedarf und von dem Trend zu Spezialkliniken. Das Krankenhaussystem sei so komplex, „dass selbst Insider Probleme haben, es zu durchschauen“. Es sei „chronisch unterfinanziert“.
Werden mehr Operationen durchgeführt als angemeldet, würden erst im dritten Jahr die vollen Kosten übernommen. In den Jahren davor blieben die Kliniken auf einem Teil der Kosten sitzen.
Gleichzeitig steigen die Kosten: Paul Neuhäuser nannte die „überproportional gestiegenen Gehälter für Ärzte“ als Folge des Ärztemangels. Eine ähnliche Entwicklung sieht er für den Pflegebereich voraus.
Schrömbges wollte wissen, was Neuhäuser als Gesundheitsminister machen würde. „Es wäre wichtig, ehrlich zu sein. Das bisherige Gesundheitssystem ist auf Dauer nicht zu finanzieren“, erklärte der 53-Jährige. Das wisse jeder, spreche es aber nicht aus. Er geht davon aus, dass es Grund- und Wahlleistungen geben werde, zugleich müsse Geld von Reich nach Arm umverteilt werden.
Paul Schrömbges erkundigte sich auch nach der Zukunft des Willicher Krankenhauses. Etwas wirklich Beruhigendes bekam er nicht zu hören: „Das Haus hier steht im Wind der Veränderungen wie alle anderen Kliniken auch“, erklärte Neuhäuser.
Es sei sinnvoll, das vorhandene Spektrum zu erweitern und eine Geriatrie aufzubauen. „Das ist aber nicht so einfach, als ob der Gemüsehändler entscheidet, auch Obst ins Sortiment aufzunehmen“, erklärte er.
Es sei schwer, eine Prognose abzugeben, aber die Zusammenarbeit mit anderen Standorten müsse verstärkt werden. Schon jetzt gibt es für die St. Augustinus-Kliniken zum Beispiel eine Gemeinschaftsküche.
Die stärkste Unterstützung für das Willicher Krankenhaus bestehe darin, „dass die Menschen die Leistungen hier vor Ort nicht nur einfordern, sondern im Bedarfsfall auch annehmen“. Angesichts eines knallharten Wettbewerbs sei jede Klinik zu einem Mengenwachstum verdammt.