Karneval Willich 2023 Die KG Edelweiß feiert das närrische Treiben
Willich · Im Saal Krücken in Willich waren alle einer Meinung: Endlich wieder Karneval. In den Vorträgen wurde gesungen, wagemutig getanzt und auch geflachst. Der Willicher im Allgemeinen bekam an diesem Abend sein Fett weg.
Die KG Edelweiß sorgte am Samstagabend für eine rundherum gelungene Karnevalssitzung im Krücken-Saal. Erst sah es so aus, als sei die Sitzung ausverkauft, doch das war eine optische Täuschung: Die Tische standen weiter auseinander als eigentlich erforderlich. 150 Besucher waren gekommen. Platz wäre für knapp 200 gewesen.
Erik Ammerahl, Präsident der KG Edelweiß, und der Vorsitzende Wolfgang Pape waren trotzdem happy: Endlich wieder Karneval. Die musikalische Einstimmung lieferte die Willicher Band „Hervshahne & Friends“, die so taten, als kämen sie aus Köln. Dass das Programm hochkarätig war, dazu trug auch die Tanzgarde Krefeld-Stahldorf bei. Für sie war die Bühne allerdings zu niedrig. Die Hebefiguren waren atemberaubend. Die Garde trat als verwegene Piratentruppe auf. Sie führten eine Totenkopffahne mit sich. Die Piraten warfen sich ihre „Bräute“ meterweit zu, trugen sie wenig später aber auf Händen. Keine Frage: Die Tanzgarde Krefeld-Stahldorf hat während der pandemiebedingten Zwangspause nichts verlernt.
Die Sitzung verlief annähernd schunkelfrei, was aber niemand bedauert haben dürfte. Fast alle Besucherinnen und Besucher waren verkleidet. Oft war es ein ausgefallenes Kostüm, in einigen Fällen musste ein T-Shirt reichen – mit Sprüchen wie: „Gestern habe ich aufgehört zu trinken – heute feiere ich mein Comeback.“
Sehr unterhaltsam war der Düsseldorfer Zauberkünstler Charlie Martin. Er kostete die Angst des Publikums ganz schön aus, als Assistentin beziehungsweise Assistent auf die Bühne gebeten zu werden. Seine pfiffigen Zaubereien begeisterten. Wiedersehensfreude kam auf beim Auftritt des Pflegepersonals vom Krückensaal: Es schien, als hätte es keine Karnevalspause gegeben: Erik Ammerahl und Sandra Stocks-Nelke begeisterten als Matthias und Finchen, ihr passte die bunte Kittelschürze immer noch. Sie waren zuständig für Lokalkolorit und Plattdeutsch. In ihren Sketchen bekamen die Schiefbahner nach alter Tradition ihr Fett weg: Schade, dass es dort keinen „Leuchtturm“ gebe, also keine Anlaufstelle, wenn der Strom mal längere Zeit ausfallen sollte. Der gemeine Schiefbahner hat sogar Probleme mit den Notruf, weil er nicht weiß, welche Vorwahl vor die 112 gehört. Der Willicher dagegen ist spendabel: Seiner Frau gibt er für den Besuch bei der Kosmetikerin 200 Euro, obwohl sie nur um einen Hunderter gebeten hatte. Auch die hohen Energiepreise war ihnen ein Sketch wert: „Warmduscher war früher ein Schimpfwort und ist heute ein Statussymbol.“
Der Krefelder Bauchredner Micha trat mit seiner Figur Opa Gustav auf. Dieser alte Herr definierte Sex zu dritt so: „Einer muss den Blutdruck messen.“ Und er erklärte: „Im Alter verändern sich drei Dinge: Das Gedächtnis – die zwei anderen habe ich vergessen.“ Wenig später hatte Micha an der einen Hand eine junge Frau aus dem Publikum, Rebecca, und an der anderen Bürgermeister Christian Pakusch. Die brauchten nur die Lippen zu bewegen, die Wörter legte ihnen Micha in den Mund. Ihre Stimmen klangen fremd, der Bürgermeister sprach auf einmal sehr markig, verriet folgendes: „Ich breche die Herzen der stolzesten Frauen.“
Alles andere als selbstverständlich: Willich hat mit Andi und Nicki ein Stadtprinzenpaar. Das erschien mit der Prinzengarde, Prinzenführer Uwe Arndt und den Ministerinnen Kerstin Klan und Sandra Orawski. „Wollt ihr die große Garde sehen?“ Eine überflüssige Frage.