KuKt: Der neue Treff für Kreative
Als „Internationaler Kunst- und Kulturtreff“ will der Verein in Willich Drehscheibe sein für Kunstschaffende und Kulturfreunde.
Willich. Die Zeiten, in denen im Schwalmtaler Backhaus die Brötchen wie warme Semmeln über die Theke gereicht wurden, sind längst passé. Jahre stand das Ladenlokal an der Petersstraße 44 in Willich leer. Der Folienschriftzug an der Außenfassade ist fast komplett entfernt. Aber die Buchstaben des Schriftzuges „Backhaus“ drücken sich auf dem Aluminium noch durch. Und wer durch die Glastür das Ladenlokal betritt, drückt gegen einen Brezel aus Metall.
Am Donnerstag gibt’s drinnen Willkommensplätzchen statt Brötchen. Denn die Erdgeschoss-Räume hinter großzügigen Schaufensterscheiben haben eine neue Bestimmung gefunden. Der Verein KuKt ist eingezogen. Klingt gesprochen wie der Imperativ von gucken. Und irgendwie hat Heinrich Becker genau das mit seinem knappen, griffigen Namensvorschlag auch beabsichtigt.
KuKt steht für Internationaler Kunst- und Kulturtreff in Willich. „Wer neugierig durchs Fenster schaut, den hole ich rein“, sagt Heinrich Becker, Vorsitzender des acht Monate jungen Willicher Vereins. Die Idee hat er mit Uwe Loser, Ruxandra Christ und Karstjen Schüffler-Rohde entwickelt.
Wer Lust auf Kultur hat und darauf, sie selbst zu gestalten und Programme in dem angemieteten Lokal inhaltlich auszuloten, der ist hier richtig. Malen, zeichnen, lesen, vorlesen, zuhören, sich gedanklich austauschen — hier soll der Platz für genau diesen kreativen Schaffensprozess sein. Atelierplätze für Künstler werden vergeben, Kunstkurse angeboten, Vorträge und Lesungen sind denkbar.
„In Willich für Willich“ - dieser Ansatz für Kunst und Austausch ist den Vereinsgründern wichtig. „Wir haben bei dem Projekt an der Bahnstraße gespürt, wie gut Kunst und Gespräche darüber bei den Willichern ankam“, sagt Karstjen Schüffler-Rohde. Weil ihr Projekt auslief und sich „Art together“ in eine professionellere Richtung entwickelt, reifte der Gedanke, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, ohne ein Konkurrenzprodukt zu sein.
„Wir kennen nun alle von einem Kunstprojekt an der Bahnstraße und haben viel Positives miteinander erlebt“, sagt Lose und spricht von „Art together“. „Die Arbeit und die Begegnungen dort haben uns künstlerisch und menschlich weitergebracht“, sagt auch Karstjen Schüffler-Rohde. Ruxandra Christ wird an der Petersstraße die Kunstkurse fortsetzen, die auch Pate für internationale Begegnungen auf kleinem Raum stehen.
Obwohl bereits Zeichnungen und Bilder - gerahmt und auf der Staffelei - in dem hellen Raum stehen, war vor dem ersten künstlerischen Pinselstrich gutes Handwerk gefragt. Das KuKt-Team hat mit angepackt und konnte auf viel Unterstützung setzen.
Vermieter Christian Paschertz hat neue Decken und Wände anbringen lassen. Malermeister Heribert Hehn, schon 75 Jahr alt, hat seine Arbeitszeit zur Verfügung gestellt und die Wände weiß gestrichen. „Weil er unsere Idee gut findet“, sagt Becker.
Bauen konnte man auch auf Nabil Daadouai. „Er hat die Möbel transportiert und geschleppt.“
Möbel — das sind fünf von der Hochschule Niederrhein aussortierte Arbeitstische — stehen nun im KuKt, dazu neun stapelbare Stühle. „Da haben wir Glück gehabt“, sagt Karstjen Schüffler-Rohde, die sich darüber freut, dass eins ins andere greift.
Am 18. August wird KuKt offiziell eröffnet. Ab 11 Uhr erwarten die Vereinsmitglieder viele Gäste. Bis dahin sind die Arbeiten an Heizung und den Nebenräumen beendet, Regale für Materialien aufgestellt. Dann kann es losgehen. Mit Gleichgesinnten. Und Neugierigen. Eben Leuten, die sich mehrere Tage lang gefragt haben, was sich hinter den verhangenen Scheiben der ehemaligen Bäckerei so tut.
Wenn die KuKt-Leute erklären, „das ist unser neues Atelier“, dann, sagt Schüffler-Rohde, „lösen die, die vorher eher konservativ eingerastet waren, ihre Starre einfach auf und freuen sich, dass es in und für Willich so einen Raum gibt“.
Eine Idee für ein Geschenk zum Start des Vereins liegt auf der Hand: Man könnte den Brezelgriff an der Tür durch eine Palette ersetzen. KuKt würde gucken.