Willich Lepra: „Unterschätzte Krankheit“

Aktion Mission und Leprahilfe Schiefbahn bleibt engagiert und kämpft gegen zurückgehende Spendeneinnahmen.

Foto: Friedhelm Reimann

Schiefbahn. Überfälle, Erpressungen und Einschüchterungen vor allem im Sudan, eine große Dürre in Ostafrika — und ein Ende der Lepra ist nicht in Sicht: Vor diesem Hintergrund leistet die Aktion Mission und Leprahilfe Schiefbahn Großes.

Doch die Spendeneinnahmen gehen seit Jahren kontinuierlich zurück — 2016 gingen 182 123,26 Euro ein, 2014 waren es noch 250 000 Euro, im Jahr 2012 rund 280 000 Euro.

Stefan Marx von action medeor und dem Schiefbahner Verein sehr verbunden, berichtete von einer großen Dürre in Ostafrika. Wenn es endlich regne, könnten keine Hilfsgüter mehr herbeigeschafft werden. Marx zeigte Fotos von unterernährten Kindern.

Die Leprahilfe hatte im vergangenen Jahr für 37 613 Euro Medikamente verschifft. Josef Heyes, Vorsitzender der Aktion Mission und Leprahilfe, beklagte, dass Ernten mutwillig vernichtet werden. Er gab zu bedenken: „Lepra gehört zu den am meisten unterschätzten Krankheiten der Welt.“ Vor allem Indien habe die Situation schöngeredet. Tatsächlich gebe es jedes Jahr rund 200 000 Neuinfektionen.

Lepra-Arzt Dr. Remy Rousselot konnte wieder auf Hilfe aus Schiefbahn rechnen. Er führte im vergangenen Jahr 628 ambulante Behandlungen und Operationen im 50-Betten-Hospital „Gandhiji Seva Netetan“ durch. Ein Tag im Leprahospital kostet inklusive Vollverpflegung umgerechnet 5,37 Euro pro Tag.

„Dieser geringe Betrag macht deutlich, dass selbst kleine Spenden vielen Menschen Rettung und neue Hoffnung geben können“, so Heyes.

Die medizinische Versorgung vor Ort ist mit der in Deutschland nicht zu vergleichen. Pfarrer Hans Köpke aus Düsseldorf-Kaiserswerth berichtete von einem unter hygienischen Aspekten wenig Vertrauen erweckenden OP-Tisch, wunderte sich, dass Krankenhauskeime trotz allem kein Thema seien. Wenn ein Patient während der Operation aufwacht, bekommt er keine weitere Narkose, sondern wird von Pflegern einfach festgehalten.

Leprakranke hätten nach ihrer Heilung kein leichtes Los: „Auch Geheilte werden gemieden, müssen betteln. Sie tun das zumeist vor einem Tempel“, so Köpke. Er zeigte Bilder, auf denen Geheilte auf Dreirädern zu sehen sind, mit denen sie zu ihrer Bettelstelle fahren.

Heyes nannte auch einen politischen Aspekt: „Indem wir den Menschen eine Möglichkeit bieten, in ihrer Heimat zu bleiben und sich dort eine Existenz aufzubauen und zu sichern, verhindern wir, dass sie als Flüchtlinge zu uns kommen.“