Privates Museum in Anrath 828 Telefone – und zu jedem gibt es eine kleine Geschichte

Anrath · Michael Gäbel hat in Anrath ein privates Telefonmuseum aufgebaut.

Michael Gäbel mit dem alten Vermittlungskasten aus der Justizvollzugsanstalt Anrath.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

. Wenn Michael Gäbel die Tür zu seinen Kellerräumen öffnet, gibt er den Blick frei auf die Geschichte eines Apparates, der die Welt miteinander verbindet. Wer das Telefon nur als Smartphone kennt, der staunt, wie einst die Kommunikation lief und auch funktionierte. „Das ist mein Anrather Telefonmuseum“, sagt Gäbel. Seit Jahren hält den Pensionär die Sammelleidenschaft rund ums Telefon fest im Griff. 828 Exponate hat er zusammengetragen, von denen aktuell 350 in seiner liebevoll zusammengestellten Sammlung zu sehen sind.

Da tickert ein gewaltiger Fernschreiber vom Nachtjagdgeschwader 1 vor sich hin. Ein Stückchen weiter zieht ein alter Münzfernsprecher die Aufmerksamkeit auf sich, daneben stehen schwarze Telefonapparate mit Wahlscheiben sowie Apparaturen mit Kurbel. Es gibt kastenförmige Telefone mit Hörer, die per Schnur miteinander verbunden sind, ein Telefon im Brokatmäntelchen, Modelle mit Großtasten und in Form einer Micky Maus. Daneben: ein Stück eines Telefonmasten mit Steigeisen und Gurten, Militärfernsprecher, Volksempfänger, Anschlussdosen, Gebührenanzeiger, Hörkapseln, ein mobiler Prüfschrank von 1927, Schaufensterpuppen, die in Arbeitskleidung der Deutschen Post stecken und neben denen Servicekoffer stehen, mit denen die Mitarbeiter einst ihrer Arbeit nachgegangen sind, wenn es irgendwo zu telefontechnischen Problemen kam.

Das Besondere: Göbel kann zu jedem Exponat etwas erzählen. Geschichte wird auf diesem Weg lebendig, und hinter so manchem Ausstellungsstück verbirgt sich zudem ein spezielles Anekdötchen. Wenn Göbel erzählt, entsteht vor dem geistigen Auge des Zuhörers ein buntes Bild. Da gibt es den Vermittlungsschrank, der sich von 1943 bis 1957 in der Justizvollzugsanstalt in Anrath befand. „Er war für zehn Anschlüsse konzipiert, und es konnten Informationen an die Wachposten in die entsprechenden Flügel der Anlage vermittelt werden“, berichtet Göbel. Der Klappenschrank ZB 13, Baujahr 1928, punktet indes mit seinen uralten Relais. Er hing einst im Anrather Krankenhaus.

Ein Highlight ist ein Exponat aus dem Munitionsdepot Bracht

Ein Höhepunkt ist sicherlich der Vermittlungsschrank 3/30, der aus dem Munitionsdepot Bracht kommt. „Er diente der dortigen Berufsfeuerwehr für die Kommunikation“, erzählt Göbel. „In dem Waldgelände gab es Grubenfernsprecher, gepanzert und explosionsfest. Über diese meldeten sich die Feuerwehrleute bei der Zentrale und gaben durch, ob alles in Ordnung war. Der Schrank, bei dem alles zusammenlief, hatte drei Amtsleitungen und 30 Nebenstellen, daher die Bezeichnung 3/30.“ Er besitzt aber nicht nur den Schrank, sondern auch gleich sechs der alten Grubenfernsprecher. Bis 1956 gab es in Anrath noch die sogenannte Handvermittlung. Wenn also das Fräulein aus dem Amt Feierabend machte, konnte nicht mehr telefoniert werden.

Bei einer alten Urkunde in einem Rahmen handelt es sich um den ersten Telefonantrag von Jakob Krebs aus dem Jahre 1907, der seinerzeit einen entsprechenden Antrag für sein Unternehmen gestellt hatte. Der alte Messkoffer von 1890, gefunden bei Aufräumarbeiten auf einem Anrather Speicher, wurde vom königlich-bayrischen Hoflieferanten hergestellt. Telefonapparate, Zusatzeinrichtungen, Endverschlüsse, Verzweiger, Anschlusstechniken, Uniformen, Dienstkleidung, Messeinrichtungen und Instrumente – im Laufe der Jahre kam mehr und mehr zusammen. Ob die Apparate von 1912 aus Schloss Krickenbeck, das seinerzeit ein eigenes internes Telefonnetz hatte, mit dem der Graf unter anderem mit der Küche kommunizieren konnte, oder der Querträger von 1942 mit acht Isolatoren, der einst zur Kabelstrecke von Anrath nach Vorst gehörte, die Besucher bekommen reichlich zu sehen.