Mike (11) im Angesicht des Falken

Falkner Franz Schnurbusch besuchte das Jugendzentrum „Titanic“ und brachte zwei Raubvögel mit.

Foto: Friedhelm Reimann

Anrath. Ruckartig verlässt der majestätische Falke den Arm von Falkner Franz Schnurbusch. Einen kurzen Moment fliegt der Raubvogel durch die Luft, ehe er auf dem Arm des elfjährigen Mike landet. „Es war richtig schön, wie der Vogel geflogen ist und seine Federn waren toll“, kommentiert der Junge.

Der Aufritt von Schnurbusch und seinen Vögeln ist einer der Höhepunkt der Ferienspiele im Jugendzentrum „Titanic“. In den ersten drei Wochen der Ferien dreht sich dort alles rund ums Thema „Mittelalter“.

Die Organisatoren Simone Benen-Heyer und Markus Lefen haben mit 25 ehrenamtlichen Helfern zu diesem Thema ein vielfältiges Programm für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren zusammengestellt. Unter anderem basteln die Kinder Ritterhelme und unternehmen eine Nachtwanderung.

Auf den Besuch des Falkners haben sich die 99 Kinder besonders gefreut. Dennoch sind die Meisten, kurz bevor sie die Raubvögel zu Gesicht bekommen, ziemlich aufgeregt. „Ich habe ja noch nie einen Falken oder Adler aus der Nähe gesehen“, sagt Tobias (10). In kleinen Gruppen dürfen die Kinder Schnurbuschs „Flugshow“ besuchen. Er ist seit 61 Jahren Falkner. Pro Jahr bildet er sechs neue Falkner aus. Seit 45 Jahren stellt er die Vögel Kindern und Jugendlichen vor.

Den Anrathern präsentiert Schnurbusch zunächst „Mister Harris“. Fast regungslos sitzt das gut 30 Zentimeter große Tier auf dem Arm des Falkners. „Das ist schon ein tolles Gefühl, so einen Vogel auf der Faust zu haben“, sagt Schnurbusch. Danach dürfen sich die Kinder nacheinander einen Armschutz aus Leder überziehen und der Falkner lässt den Vogel auf den Arm der Kinder fliegen.

Selbstverständlich hat Schnurbusch ein Seil am Falken befestigt, damit er nicht wegfliegen kann. Noah ist einer der Ersten, die sich trauen den Falken auf die Faust zu nehmen. „Ich habe die Krallen schon gespürt, obwohl der Schutz da war“, sagt der Siebenjährige. Till (7) findet: „Der Falke ist gar nicht so schwer, wie ich dachte. Aber er hat Kraft. Da muss man gegenhalten.“

Jugendzentrumsleiterin Benen—Heyer verfolgt jeden Flug mit Anspannung: „Ich glaube, ich bin noch aufgeregter als die Kinder.“ Nach knapp 20 Minuten ist der Auftritt von „Mister Harris“ beendet und Schnurbusch öffnet eine weitere große Transportkiste. Ein 90 Zentimeter großes Steinadlerweibchen kommt zum Vorschein.

Der Falkner setzt das beeindruckende Tier auf seine Faust und berichtet: „Adler sind faule Vögel. Die fliegen am Tag nur 15 Minuten.“ Auch den Steinadler dürfen die Kinder aus der Nähe betrachten — und streicheln. „Es ist wichtig, dass die Kinder eine originale Begegnung mit der Natur bekommen“, sagt Schnurbusch, der bis 2002 Leiter der Naturschule Düsseldorf war. Er erzählt den Kindern, dass es schon im Mittelalter Falkner gab. Damals seien die Raubvögel bei der Jagd eingesetzt worden. Der Grund: „Ein Falke kann ein Tempo von bis zu 90 Metern pro Sekunde aufnehmen, wenn er sich aus der Luft auf die Beute stürzt“, erklärt der Vogel-Experte den staunenden Kindern.