Willich Nachfolger für Nöhles gefunden

Generationswechsel an der Spitze des Anrather St. Martinskomitees: Hans-Frieder Nöhles trat nicht mehr an. Michael Dieker, zuvor 1. Kassierer, führt nun den Vorstand.

Foto: Lübke

Anrath. Hans-Frieder Nöhles kennt auf der Jakob-Krebs-Straße in Anrath zwischen Bahnhof und Beginn der Fußgängerzone jede Türklinke. Das ist sein Bezirk. Seit nahezu 46 Jahren. Dort bittet er jedes Jahr im frühen Herbst um Spenden für St. Martinstüten. Ab nächster Woche ist der Anrather wieder in seinem Revier unterwegs.

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Nöhles wird zum ersten Mal seit 23 Jahren nicht zugleich als Vorsitzender des St. Martinskomitees Anrath anklingeln. Auf der Jahreshauptversammlung am vergangenen Mittwoch hat er sich nicht wieder für das erste Amt aufstellen lassen. Der Vorstand nominierte in Abstimmung Michael Dieker, den langjährigen Kassierer des Traditionsverbands, als Nachfolge-Kandidat. Er wurde einstimmig gewählt.

Nun hat das St. Martinskomitee Anrath einen neuen Erfahrenen an seiner Spitze. Der Generationswechsel von dem 73-jährigen Nöhles zu Dieker, Jahrgang 1958, ist vollzogen.

Hans—Frieder Nöhles reagiert erleichtert: „Ich wollte nicht, dass ich eines Tages mit der Trage vor dem St. Martinszug hergetragen werden muss.“ 2015 hatte sich Nöhles, einer der unermüdlichsten Brauchtumspfleger von Anrath, bereits aus der ersten Linie des Festausschusses Willicher Karneval zurückgezogen.

Das Komitee hat 122 Mitglieder. 92 von ihnen werden wieder als Sammler unterwegs sein. „Wir können aus dem Vollen schöpfen“, sagt Nöhles nicht ohne Stolz. Die Zahl der Helfer sei beeindruckend.

Zum ersten Mal nach Satzungsänderung wird auch eine Frau als aktive Sammlerin teilnehmen, eine gebürtige Anratherin, die als Lehrerin in Mönchengladbach tätig ist. „Zuvor waren Frauen ewige Zeiten icht zugelassen“, sagt Nöhles.

Er selbst schloss sich dem Martinskomitee an, nachdem ihn um 1970 herum der damalige Vorsitzende Willi Hammes angesprochen hatte. Er, Nöhles, habe doch gute Verbindungen, umwarb er ihn. Auf Nöhles’ Einwand, er entspreche doch gar nicht der gültigen Satzung, sei noch unverheiratet und ohne Kind, habe Hammes damals entgegnet: „Dann trau man’s!“

Nöhles tat’s, trat ein, sammelte mit, wurde bald Vorstandsmitglied und übernahm 1994 die Aufgaben des Vorsitzenden. Mit bewegenden Worten seines Nachfolgers, sagt Nähles, sei er nun verabschiedet worden. Die Lobesrede habe ihn gerührt, bekennt der Anrather.

Dieker ist gebürtiger St. Huberter, der seit 1985 in Anrath wohnt. Er arbeitet bei der Volksbank. Dieker kümmerte sich viele Jahre als Kassierer um die Finanzen des Vereins. Nöhles sichert Dieker seine Hilfe zu: „Ich bin in der Nähe, halte ihm die Steigbügel und berate ihn beim Übergang.“ Er selber wolle aber keinen offiziellen Posten mehr im Vorstand übernehmen, sagt Nöhles, höchstens „als Beisitzer helfen. Ich schau mir das aus der Weite an“.

Mitte Oktober trifft sich das Komitee, um zu beratschlagen, womit die Martinstüten, die im November an mehr als 2600 Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre und Senioren ab 75 verteilt werden, gefüllt werden.

1951 gehörten in eine Tüte ein Apfel, 50 g Schokolade, acht Kekse und zehn Milchkaramellen. 1953 kamen vier Printen und ein Paket Feigen dazu. Für Feigen und Datteln hat sich auch Nöhles immer stark gemacht, sich aber gegen den Vorstand bisher nicht durchsetzen können. Dabei schmecken ihm Feigen doch so gut.