Grundwasserstände und Regenrückhaltebecken Hitzige Debatte um nasse Keller in Anrath

Anrath · Turbulent ging es bei der Gesprächsrunde zwischen der Stadt Willich mit Bürgermeister Christian Pakusch und Anwohnern aus Anrath im Neersener Ratssaal zu. Das Thema: Wasser in den Kellern.

Rund 100 Bürger waren zur Veranstaltung zum Grundwasser in Anrath gekommen, für manche fehlte es an Sitzplätzen. Die Stimmung war aufgeheizt, die Diskussion hitzig.

Foto: Norbert Prümen

Ist das neu angelegte Regenversickerungsbecken Schuld, dass es im Bereich der Hausbroicher und der Fadheider Straße samt den dazwischen liegenden Stichstraßen zu Wasser in den Kellern mehrerer Häuser kommt? Diese Frage stellten die Anwohner des betroffenen Gebietes in den Raum, als sie sich im Neersener Ratssaal zu einer Gesprächsrunde mit Willichs Bürgermeister Christian Pakusch, dem Team des städtischen Abwasserbetriebes und Vertretern des Kreises Vierse trafen.

Rund 100 Anwohner hatten sich eingefunden, teils weil sie bereits mit Wasser in den Kellern konfrontiert sind, teils weil sie Sorge haben, künftig betroffenzu sein. Der von Seiten der Stadt geplante Ablauf, der mit Power Point Präsentation hydrogeologische Einblicke geben sollte, fand nicht statt, da sich die Bürger nicht mit „Vorträgen zuschütten lassen“ wollten, wie es Dieter Porten, Sprecher der Anliegergemeinschaft des Gebietes beschrieb. Man wolle die Probleme besprechen, schließlich spreche man nicht über einen neuen Spielplatz oder eine Turnhalle, sondern über Immobilienwerte im Wert von 100 Millionen Euro, die akut betroffen seien, weil Keller im Wasser stünden und das Regenversickerungsbecken die Konstellation verschlimmere, so Porten.

Masterplan Entwässerung
für ganz Willich gefordert

Eine Aussage, die bei den Anwohnern Applaus auslöste. Porten forderte in diesem Zusammenhang einen Masterplan Entwässerung für ganz Willich, wobei er von der Stadt verlangte das Grundwasser abzupumpen um auf diesem Weg den Grundwasserspiegel zu senken. Als Beispiele führte er Korschenbroich und Krefeld an, wo gepumpt werde. Allerdings sind diese Beispiele in einem anderen Zusammenhang zu sehen, wie Rainer Röder, Dezernent für Planen, Bauen und Umwelt im Kreis Viersen, verdeutlichte.

„Das Wasserhaushaltsgesetz gibt nicht vor, dass Wasser einfach abgepumpt werden darf. In Korschenbroich kommt aufgrund von Garzweiler das Bergbaurecht zum Tragen. Wo nicht mehr abgebaut wird stellt RWE die Pumpen ab. Es liegt eine Bergbaubetroffenheit vor und daher wird dort gepumpt“, erläuterte Röder. In Krefeld hingegen werde das Naturschutzgebiet Niebkuhlen mit abgepumpten Wasser versorgt, weil sie sonst trockenfallen würden. Immer wieder kam es bei der Gesprächsrunde zu Einwürfen von Bürgern, die ihrem Unmut lauthals kundtaten. Bei den Teilen der Präsentation, die von Seiten des städtischen Abwasserbetriebes gezeigt wurden, stieß das Normalhöhennull (NHN), welches die Angabe von Höhen über dem Meeresspiegel bezeichnet, auf Interesse. 1966, ein extrem nasses Jahr, zeigte 35,85 NHN auf. 1977, ein trockenes Jahr lag bei 32,40 NHN. „37,50 NHN ist das normale Straßenniveau. In Willich liegen die aktuellen Werte, je nach Messstellen, zwischen 32,5 und 36,6 NHN“, sagte Iveta Andres vom Abwasserbetrieb. Auf die Frage eines Anwohners, wie die aktuellen Messstände am Regenversickerungsbecken aussähen, gab es keine Antwort.

Bernd Steinweg, Leiter des Umweltschutzamtes des Kreises Viersen, sprach lediglich von einer Planungsgrundlage von 36 NHN, die nicht erreicht sei. „Die Anlage beeinflusst in einem Radius von 75 Meter das Grundwasser. Darüber hinaus nicht“, informierte Steinweg weiter. „Die Auswirkungen des Regenversickerungsbeckens sind nicht berücksichtigt worden. In den vergangenen 40 Jahren hat es diese Vorkommnisse in dem Ausmaß nicht gegeben“, brachte indes ein weiterer Bürger ein, der schon seine Kindheit am Sandacker verlebte und heute an der Fadheider Straße wohnt.

Eine Aussage, die gerade bei vielen ebenso langjährigen Anliegern zustimmendes Nicken auslöste. Eine Folie zeigte, dass es in Anrath einen Grundwasseranstieg von rund 1,40 Meter gegeben habe. Die Frage, ob man nach den heutigen Gegebenheiten das Versickerungsbecken immer noch an dieser Stelle bauen würde, bejate Goran Trayanoski von der Unteren Wasserbehörde Viersen. Auf die Frage, ob die Antwort auch „ja“ lauten würde, wenn er dort wohnen würde, gab er keine Antwort. „Das Regenversickerungsbecken ist nicht das Problem“, stellte Pakusch, dessen eigener Keller, wenn auch nicht in Anrath, unter Wasser steht, klar.