Briefzustellung Neersen: Zur Not übernimmt auch die Post die Post

Falls kein Agentur-Partner gefunden wird, gibt es eine Übergangs-Filiale. Ralf Klein (FDP) fordert Gespräche.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Neersen. Die drohende Schließung der Post-Agentur in Neersen (die WZ berichtete) lässt Ralf Klein (FDP) nicht kalt. Als Politiker, aber auch als betroffener Neersener Bürger habe er Christine Heuber als bisherigen Betreiberin seine Unterstützung zugesagt. Mit einem entsprechenden Schreiben hat er sich schon an die Deutsche Post gewandt.

Klein selbst war von 2000 bis 2003 Betreiber der Agentur in Neersen. Seiner Meinung nach kann „nur ein hoher politischer und gesellschaftlicher Druck noch eine Veränderung in der Entscheidung bewirken“. Der Schlüssel liege aus seiner Erfahrung ausschließlich bei der Deutschen Post, die die „Partnerverträge“ immer schlechter gestaltet.

Zwei konkrete Punkte führt Ralf Klein dazu auf: Die Deutsche Post wolle die Dienstleistungen der Postbank aus dem Betrieb der Partneragentur ersatzlos ausgliedern. Außerdem wolle der Konzern für einen Nachfolger die Bürgschaftsleistungen — unter anderem für das Briefmarkensortiment — „um einen hohen zweistelligen Prozentwert massiv erhöhen“. Dies alles verringere die Ertragslage für die Betreiberin immer weiter.

Aus diesen Gründen teilt Klein auch nicht die Strategie des Bürgermeisters, der gegenüber der WZ erklärt hatte, man wolle nochmals das Gespräch mit der Betreiberin führen. „Das direkte Gespräch mit der Deutschen Post wäre deutlich sinnvoller, um die (vertraglichen) Rahmenbedingungen auf Dauer positiv und auskömmlich zu gestalten“, so Klein. Es reiche auch nicht, wenn der CDU-Fraktionschef Johannes Bäumges nun anrege, dass sich der Leerstands-Manager der Stadt engagieren solle, denn dem fehlt letztlich der Betreiber.

„Eine Postagentur ist für die öffentliche Daseinsvorsorge unabdingbar und gesetzlich vorgeschrieben“, betont Ralf Klein. Er bezieht sich mit dieser Aussage auf die Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV), wonach in Orten mit mehr als 4000 Einwohnern eine Post-Versorgung grundsätzlich gewährleistet werden müsse. Diese Aussage bestätigt auf Nachfrage der WZ auch Rainer Ernzer, Pressesprecher bei der Deutschen Post: Sollte es nicht gelingen, für Neersen einen neuen Partner zu finden, werde eine Übergangs-Filiale eröffnet. „Dafür haben wir eine eigene Tochtergesellschaft.“ Er sei aber zuversichtlich, dass ein neuer Agentur-Betreiber gefunden werden könne.

Zu den Aussagen von Ralf Klein möchte Ernzer im Detail nichts sagen. Bis auf eine Ausnahme: Postbank-Dienstleistungen werde es in der neuen Agentur nicht mehr geben. Denn die Postbank gehöre ja nicht mehr zur Post, sondern sei eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Bank geworden. Kunden der Bank könnten in der Shell-Tankstelle an der Hauptstraße kostenfrei Geld abheben.

Dass der Betreiber einer Agentur kündigt, weil es sich für ihn nach eigener Aussage nicht mehr rechne, komme vor, so der Postsprecher. Doch dies sehe jeder Geschäftspartner anders. Manche von ihnen hätten sogar mehrere Agenturen. Die pauschale Aussage, eine Agentur rechne sich generell nicht mehr, hält Ernzer „für sehr gewagt“.