St. Tönis. Parkplätze sind ein Zankapfel
Wo ist eigentlich das Problem, wenn es darum geht, am Wasserturm kostenpflichtige Stellplätze einzurichten?
St. Tönis. Das Thema ist jetzt schon seit Monaten in der aktuellen Diskussion: Sollen in der Nähe des Wasserturms in St. Tönis etwa 60 Parkplätze entstehen, für die die Nutzer dann zahlen müssten? Klar ist bis jetzt: Die Situation, so wie sie derzeit ist, ist sehr unbefriedigend.
Wenn das Ärztehaus unter Volllast arbeitet, das Wetter Ausflügler lockt und das „Café Eigenwillig“ gut besucht ist, ist auf dem Areal um den historischen Wasserturm — übertragen gesprochen — Land unter. Zu manchen Tageszeiten kann es passieren, dass so wild geparkt wird, dass nicht mal der Bürgerbus durchkommt. Dann freut sich lediglich die Stadtkasse über einen warmen Geldregen, der sich aus Parkknollen speist.
Wenn aber die Debatte auf den eingangs erwähnten privat finanzierten Platz kommt, geht erkennbare Unruhe durch die CDU-Reihen. Das, so wird erklärt, hänge zusammen mit dem Besitzer des Geländes. Das ist die Familie Bergerfurth, deren Haus ganz in der Nähe der Düsseldorfer Straße, unweit des Wasserturms, steht. Und bei diesem Namen kommen dem ein oder anderen unangenehme Erinnerungen an eine Polit-Affäre hoch. Was hatte es damit auf sich?
Das hängt damit zusammen, dass der im Mai 2008 verstorbene Landwirt Heiner Bergerfurth lange Jahre CDU-Vorsitzender der Stadtratsfraktion war. Diesen Posten hatte er 1996 auf öffentlichen Druck hin abgegeben. „Das Problem war, dass er um seinen ehemaligen Hof herum ein Gewerbegebiet vermarkten wollte und er aber auch gleichzeitig Vorsitzender des Planungsausschusses war“, erinnert sich Horst von Brechan, langjähriger Weggefährte von Bergerfurth und dessen Nachfolger als Fraktions-Chef. Dem Landwirt hatten große Teile des Areals gehört. Er hatte versucht, diese zu verkaufen. Der ursprüngliche Hof hatte in etwa dort gestanden, wo sich heute Mc Donald’s befindet.
Wegen dieser Konstellation — Landbesitzer und politischer Mandatsträger — sei auch das Murren in den eigenen Reihen laut geworden. „Ansonsten kam viel Kritik von außerhalb“, erinnert sich Horst von Brechan. Unter anderem sei diese von der Kanzel der katholischen Kirche in Vorst geäußert worden. „Ja“, bestätigt von Brechan, „von Pfarrer Kamm.“
Warum Bergerfurth damals gleich den Fraktions-Vorsitz geräumt habe, sei ihm bis heute nicht klar. „Wir sind an diesem Abend sogar noch gemeinsam in Düsseldorf im Theater gewesen“, erzählt von Brechan. Auch ihm ist unverständlich, was die damalige Affäre mit dem aktuellen Versuch zu tun hat, diesen bezahlten Parkplatz einzurichten.
Zum Stand der Diskussion: Erst kürzlich hatte die CDU vorgeschlagen, die Verwaltung möge prüfen, ob man nicht sechs bis acht Parkplätze dort einrichten kann. Möglicherweise hat sich nun die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Parkplatz-Problem sich damit nicht lösen lässt. Denn jetzt — so war zu hören — will die Partei möglicherweise wieder über die Bezahl-Lösung reden.
Die ist offenbar mit der SPD nicht zu machen. „Wir haben in der ganzen Stadt freie Parkplätze. Dann soll dort ausgerechnet eine Bezahllösung her? Das kann doch nicht wahr sein.“ Das ist von der Sozialdemokratie zu hören.
Zwischenzeitlich war auch der Vorwurf erhoben worden, mit dem Bezahlparkplatz wolle sich „jemand eine goldene Nase verdienen“. Das hat für die WZ ein Fachmann durchgerechnet, der aber seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Einrichtung eines solchen Platzes koste Minimum 250 000 Euro. Lege man einen Euro die Stunde zugrunde und eine eine Belegung eines Drittels der Plätze über sechs bis sieben Stunden am Tag, komme man auf etwa 26 000 Euro im Jahr. Wo sich hier eine „goldene Nase“ abzeichnet, fragt man sich angesichts der Investitions-Summe schon.