Vorst Passt: Mini-Karnevalszug im Juni
Die karnevalistische Sendepause in Vorst ist vorbei. Für den Zug im nächsten Jahr gab’s schon einen Testlauf.
Vorst. Zugegeben. Es ist eine Zugaufstellung „en miniature“. Ein Dutzend Menschen umringt den Karnevalswagen des Tönisvorster Karnevals Komitees, als er auf die Gerkeswiese in Vorst einbiegt und anhält. Er hat die Wagenbauhalle in St. Tönis für einen offiziellen Termin in karnevalistischer Sendepause verlassen.
Es ist Mittwoch, kurz nach 11.11 Uhr. Der Hoppeditz schläft. Die Vorster Karnevalisten sind hellwach. Die KG Rot-Weiß Vorst ist durch Geschäftsführerin Daniela Hüskes, Tanzmariechen Darlene Lahrfeld und Kassierer Markus Arretz vertreten. Um die Ecke kommt Ehrenmitglied Klaus Thiel angeradelt. Für sie alle ist der Handschlag mit Feuerwehrchef Rolf Peschken und den Mitarbeitern des Ordnungsamts der Stadt ein besonderer Moment. Die offizielle Befahrung steht an diesem Morgen an. Denn die konkreten Planungen für den Zug haben begonnen.
Gleich rollen sie gemeinsam vor und hinter dem großen Wagen des TKK durch die mehr oder weniger engen und beparkten Straßen von Vorst. Sie begutachten Kurven und Engstellen auf dem Zugweg. Denn: Am 3. Februar soll zum 30. Mal in Vorst der Karnevalszug ziehen können. Endlich. Nach sechs Jahren Zwangspause.
Der Wind bläst mächtig durch die Baumkronen. Es könnte gleich regnen. Doch Daniela Hüskes strahlt. „Es gab in der Vorster Gruppe nur positive Resonanz auf die Ankündigung, dass es in Vorst wieder einen Zug geben wird. Das hat mich sehr gefreut.“
Tim Eikelberg vom Ordnungsamt, zuständig für Sicherheit, Feuerwehr und Rettung, vermisst gemeinsam mit seinen Kollegen den Karnevalswagen. Das Rollmaß des TKK wird auf Längs- und Breitseite gespannt, das Messergebnis fotografisch festgehalten. Für die Akten. Der Trecker muss noch einmal rangieren, sich mit dem Anhänger in einer geraden Linie aufstellen, damit der Abstand zwischen Zugmaschine und Anhänger vermessen werden kann.
Dann das Kommando. Los geht’s! Ein Mitarbeiter des Bauhofs setzt sich ans Traktorenlenkrad und folgt dem weißen Bus des TKK. Der rollt mit Dieter Hackstein, Silvia Schacks, Karl-Heinz Lessenich und den Vorstern voraus. Das Warnblinklicht ist eingeschaltet. Der Traktor zieht den 8,70 Meter langen und 3,30 Meter breiten Anhänger, der Tulpensonntag noch die fahrende Bühne von Prinzessin Nicole II. in St. Tönis war, durch den Kreisverkehr in die Straße Am Neuenhaushof.
„Wir fahren hinterher“, sagt Eikelberg und setzt sich neben Rolf Peschken auf den Beifahrersitz. Er senkt sein Seitenfenster ab, um freie Sicht zum Fotografieren zu haben. Der kleine Zug setzt sich in Bewegung. Es geht am Friedhof vorbei weiter Richtung Bruchstraße. Dort weicht Gegenverkehr aus, um dem Wagengespann Platz zu machen. Manch einer der Autofahrer schaut ungläubig in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass er gerade tatsächlich „Klappertüüt“ gelesen hat.
In gemächlichem Tempo geht’s weiter. Dann folgt die Einfahrt in den Alten Weg. Eikelberg macht Fotos. Der Traktor nimmt die Rechtskurve gut. Dann ein kurzer Stopp an der Einfahrt zur Eichenstraße. Der Fahrer steigt aus, begutachtet den Platz. Er muss rechts fahren. Doch das wird zu knapp. Ein Handwerker unterbricht seine Mittagspause in Evis Grill und setzt seinen geparkten Wagen etwas vor. Jetzt kommt der Karnevalstreck an der Hecke um die Ecke.
An der Neuhäuserstraße steht ein Opa mit seinem Enkel auf dem Arm. Der Kleine streckt den Arm aus und zeigt auf den Trecker. Opa lacht, als er den Hänger sieht und erkennt. Giesenstraße und Lindenallee werden ohne Probleme durchfahren.
Auf der Kniebeler Straße wird’s einmal eng. In Höhe Hausnummer 43 muss ein Minibaggerfahrer auf der linken Seite Platz machen. Dahinter muss der Trecker durch ein Nadelöhr: Rechts steht ein Pkw, links ein Baufahrzeug. Millimeterweise rollt er vorsichtig an beiden vorbei. Passt!
Auf der Beethovenstraße umkurvt das Gespann erst einen Paketwagen von DHL. Gleich dahinter weicht er einem abgestellten Wohnwagenanhänger aus. Als der kleine Zug die Süchtelner Straße erreicht, öffnet der Himmel seine Schleusen und lässt den Regen prasseln.
Halb so schlimm. Die Karnevalisten sitzen trocken in ihren Wagen. Und Kamellewerfen ist erst in acht Monaten. Gleich haben sie die offizielle Befahrung durch Vorst geschafft. Angekommen an der Gerkeswiese steigt Tim Eikelberg aus und nickt: „Es passt alles!“