Polizeipräsenz nicht nur beim Blitz-Marathon

Bürger in Willich fühlen sich durch die nachts geschlossene Polizeiwache nicht sicher genug.

Foto: Markus Becker/dpa

Willich. Das Thema „Innere Sicherheit“ beschäftigt derzeit auch die Politik in Willich. Jüngst hatte die CDU vorgeschlagen, den Kommunalen Ordnungsdienst zu stärken, um die Personalknappheit der Polizei, aber vor allem die nächtliche Schließung der Willicher Polizeiwache an den Wochenenden und nachts aufzufangen. Etwa 25 Gäste kamen jetzt zu einer Veranstaltung des CDU-Stadtverbandes Willich zu diesem Thema ins Gründerzentrum im Stahlwerk Becker.

Einige Bürger trugen vor allem die Befürchtung vor, die Kreis-Polizeibehörde sei durch ihre gerade umgesetzte Umstrukturierung und durch die Schließung der Wachen in Nettetal und Willich nachts und an den Wochenenden nicht mehr in der Lage, schnell an den Einsatzorten zu sein — sei es bei Einbrüchen oder Verkehrsunfällen. Dies entkräftete allerdings der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei im Kreis Viersen, Rony Moonen: „Es wird sich auf der Straße überhaupt nichts ändern, die Streifenwagen werden genau so präsent sein wie bisher“, führte Oberkommissar Ronny Moonen zu den verbleibenden Standorten in Viersen und Kempen aus. „Auch in Willich wird die Wache weiterhin montags bis freitags von acht bis 22 Uhr besetzt sein“, ergänzte der Polizeibeamte. Man wolle jetzt effizienter arbeiten, beispielsweise mit mehr Zivilfahndern oder mit Kräften, die sich unter anderem schwerpunktmäßig um die stark zugenommenen Einbrüche kümmern. Nach wie vor könne jederzeit der Notruf 110 gewählt werden. Von Viersen aus werde dann sofort reagiert.

Moonen kam ferner auf den allgemeinen Personalrückgang bei der Polizei zu sprechen. So sei die Anzahl der Kräfte in der Kreis-Polizeibehörde in den vergangenen fünf Jahren von 520 auf etwa 460 zurückgegangen. Erschwerend komme hinzu, dass in den nächsten fünf Jahren zahlreiche Beamte aufgrund ihres Alters ausscheiden. Daher brauche man schnell zusätzliches Personal. Natürlich begrüßte Moonen die Absicht des Landes, jetzt jährlich bis zum Jahr 2023 jeweils 2000 Nachwuchspolizisten einzustellen. Entsprechende Nachfragen seien da, die Ausbildungskapazität sei vorhanden. Wenngleich sich Gäste an dem Abend wünschten, dass sich die verbleibenden Beamten gezielter und effektiver um die Verbrechensbekämpfung bemühen, vor allem auf der Straße, weniger in den Büros.

Bei der CDU-Veranstaltung nutzten Bundes- und Landespolitiker, so Uwe Schummer und Stefan Berger, die Gelegenheit, allmählich mit den Wahlkämpfen zu den bevorstehenden Landtags- und Bundestagswahlen zu beginnen. Dabei werde die Innere Sicherheit eine große Rolle spielen. Schummer als auch Berger waren sich einig: Noch mehr qualifiziertes Personal müsse her, zudem entscheidende Verbesserungen schon beim Austausch von Daten zwischen der Polizei des Bundes, des Landes und der Behörden vor Ort. Raster- und Schleierfahndungen müssen viel intensiver sein, auch um einer terroristischen Bedrohung wirksam entgegentreten zu können.

Es dürfe auch in den ländlichen Bereichen keine rechtsfreien Räume mehr geben. Stefan Berger: „Wir brauchen in NRW keine Blitzer-Marathons mehr, sondern den sinnvollen Einsatz der dadurch frei werdenden Personalressourcen.“

Dazu zähle unter anderem, dass man die Büroarbeit, das Erstellen von Statistiken oder Dokumentationen, so genannten Verwaltungsassistenten überlassen sollte. Dann könnten sich die Polizeibeamten auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren. Diese Assistenten könne man sich, so Berger weiter, auch in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes vorstellen. Oberkommissar Ronny Moonen, der seit etwa 25 Jahren bei der Kreispolizeibehörde im Wach- und Wechseldienst arbeitet, erwähnte auch, dass viele Bürger die Polizei nicht mehr so ernst nähmen wie früher: „Es kommt verstärkt vor, dass wir zum Beispiel bei Festnahmen angegriffen werden.“ So war es 2015 in NRW in über 6500 Fällen zu Widerständen gegen die Polizeibeamten gekommen. Daher begrüßten Moonen und die Landes- und Bundespolitiker den Einsatz von Mini-Schulterkameras, durch die Polizeibeamte, aber auch Feuerwehrleute oder andere Rettungskräfte, in der Lage sind, Verstöße auch tatsächlich zu beweisen.