Probleme bei der Post Post hält quicklebendigen Anrather für verstorben
Anrath · Mit der Postzustellung klappt es in Anrath nicht immer so, wie es gewünscht ist. Manche Kunden sind besonders betroffen und werden sogar für tot erklärt.
„Ich hab zwei bekommen“, bemerkt Günter Roggen und hält seine beiden Briefmarken hoch, die ihm von der Deutschen Post zugeschickt wurden. „Ich habe vier gekriegt, aber ich habe mich ja auch zweimal schriftlich beschwert“, hält ihm Frieder Nöhles entgegen. Danach folgt ein etwas verständnisloses Kopfschütteln der beiden Anrather. Sie sind mit der Postzustellung in ihrem Heimatort nicht so ganz zufrieden, wobei das Problem die Adresse von Nöhles ist.
Alles fing mit einer Weihnachtskarte an. „Wir haben Freunde in Kempen, von denen wir regelmäßig zu Weihnachten eine Karte bekommen und denen wir eine Karte schicken“, berichtet Nöhles. Doch diesmal kam keine Karte. Stattdessen gab es einen Anruf aus Kempen, was denn los sei. Die Weihnachtskarte war nämlich nach Kempen zurückgegangen – und zwar mit dem Vermerk, der Empfänger sei unter der angegebenen Adresse nicht zu ermitteln. Die nächste Weihnachtskarte hatte ebenso wenig Glück. Diesmal erhielt der Absender die Information, dass der Empfänger verstorben sei. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Karte Nummer drei ging mit der Mitteilung zurück, der Empfänger sei unbekannt.
Auch eine Beileidskarte schickte die Post an den Absender zurück
Für Nöhles ist dies alles absolut unverständlich. Er wandte sich zweimal an die Beschwerdestelle der Deutschen Post. „Beim ersten Mal erhielt ich auf meine schriftliche Anfrage überhaupt keine Antwort. Beim zweiten Mal gab es ein klassisches Standardschreiben sowie vier Briefmarken, wohl als eine Art Entschuldigung“, erzählt er. Dass es mit der Adresse von Nöhles schwierig ist, musste auch Günter Roggen feststellen: Aufgrund eines Todesfalles innerhalb der Familie Nöhles schrieb Roggen eine Beileidskarte, packte sie in einen Umschlag und adressierte ihn an Nöhles. „Ich habe den Brief in den Postkasten geworfen, der in unmittelbarer Nähe unseres Hauses steht. Zwei Tage später lag der Brief, ordnungsgemäß abgestempelt, wieder in unserem Briefkasten. Ich konnte es nicht glauben“, berichtet Roggen. Einen zweiten Versuch machte er mit der Post allerdings nicht. Er stieg ins Auto und warf den Brief persönlich bei Nöhles in den
Briefkasten.
Roggen rief die Beschwerdestelle der Post in Bonn an und schilderte den Vorfall. Dort teilte man ihm mit, dass der Brief wahrscheinlich im Verteilerzentrum falsch herum eingeordnet worden sei und daher statt an den Adressaten an den Absender ging, dessen Adresse ja auf der Rückseite des Briefes in kleiner Schrift zu lesen war. „Ich habe dann noch einen Brief bekommen, in dem man sich bedankte, dass ich mir die Mühe gemacht habe, meine Erfahrungen zu schildern. Die beiden innenliegenden Briefmarken, die mitgeschickt wurden, seien ein Dankeschön für meine Mühe, hieß es“, erzählt Roggen.
Dennoch ist es sowohl Nöhles als auch Roggen ein Rätsel, was es mit der Adresse von Nöhles auf sich hat. Zumal der Anrather ein Schließfach bei der Post besitzt, in dem all seine Post auflaufen sollte, egal, ob sie die Postfach- oder die Privatadresse trägt. „Früher war es so, dass getrennt wurde. Die Postfachadresse ging ins Schließfach, die Privatadresse an die Wohnanschrift. Heute ist es egal, wie beschriftet wird. Das Postfach ist in unserer Datenbank hinterlegt, und wenn Post beim Sortieren durchläuft, geht sie automatisch zum Schließfach“, erklärt eine Mitarbeiterin der Pressestelle der Deutschen Post. Was sie allerdings nicht erklären kann ist, warum es zu den Vorfällen kam. Sie spricht von einem Massengeschäft – schließlich seien jeden Tag rund 57 Millionen Briefe in Deutschland unterwegs, wobei ein Postbote durchschnittlich 1500 Briefe pro Tag austrage – bei dem es schon Mal zu Fehlern komme. Teilweise lägen die Fehler bei der Post, aber teilweise seien auch Adressen nicht korrekt, so die Post-Pressestelle. Was den Fall Nöhles betrifft, hat die Pressestelle indes angeboten, den Vorfällen nochmals nachzugehen. Sie kann dies, wenn alle Umschläge, die entsprechend zurückgegangen sind, kontrolliert werden, denn sie verraten genau, was passiert ist.