PS-starkes Polo-Wochenende

Der Rhein-Polo-Club war Gastgeber für 32 Sportler und 1500 Zuschauer.

Foto: Reimann

Willich. Der Poloplatz zwischen Wekeln und Niederheide ist den meisten Willichern als akkurat gepflegte Grünfläche bekannt. Aktuell sieht der Platz aus wie ein Acker. Grund: Die Deutsche Meisterschaft in der schnellsten Ballsportart der Welt wurde dort an den vergangenen beiden Wochenenden ausgetragen.

32 Spieler jagten mit ihren Pferden in einem Tempo von bis zu 60 Stundenkilometern über den Rasen. In den letzten Jahren wurden mehrere Meisterschaften in Willich ausgespielt. Diesmal kämpften acht Teams um den Titel im Low-Goal Polo, der niedrigsten von drei Spielklassen.

Der gastgebende Rhein-Polo-Club wollte dem Vorurteil, das Polo nur ein Sport für die gehobene Gesellschaft ist, entgegentreten. „Wir verlangen keinen Eintritt mehr, es gibt keine VIP-Zelte, die Veranstaltung ist selbstfinanzierend und nicht gewinnorientiert“, sagte Vorsitzender Alexander Piltz. Und so gab es neben Prosecco auch Bratwurst und Bier für die Zuschauer. Dennoch kamen weit weniger Interessierte als in den Jahren zuvor. Piltz: „Wir kommen auf 1500 Besucher. Im Vorjahr kamen zur Meisterschaft 4000.“

Die Spieler, die aus der ganzen Republik anreisten, waren voll des Lobes für die Willicher Anlage und die Organisatoren. „Ich bin zum ersten Mal hier. Platz und Atmosphäre sind super. Aber ein paar mehr Zuschauer wären schon schön“, sagte Thomas Selkirk aus Hamburg. Er reiste mit fünf eigenen Pferden an: „Vier sollte man haben, um im Spiel wechseln zu können.“ Die 32 Spieler brachten 150 Pferde mit.

Die Schiedsrichter kamen aus England und Argentinien, dem Mutterland des Polos. Referee Marc Holmes (England) lobte das deutsche Polo: „Es ist ein guter Platz, es gibt gute Spieler und Pferde.“ Der Sport könne in Deutschland eine gute Entwicklung nehmen, wenn die Zahl von 300 Profis gesteigert würde.

Sportlich überragten die vier Spieler, die für den Sponsor „Jet Cologne“ starteten. In einem spannenden Finale gewann das Team um Lokalmatador Piltz gegen die Mannschaft vom Sponsor „Stone Investment“. Großen Beifall gab es vom sonst zurückhaltenden Publikum für akrobatische Aktionen der Spieler. Besonders Carlito Velasquez wurde gefeiert. Der Deutsch-Argentinier beförderte den Ball häufig aus Entfernungen um die 50 Meter mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200 km/h in das 7,2 Meter breite Tor.

Heimlicher Star der Meisterschaft war Kommentator Alexander Schwarz. Der ehemalige Topspieler brachte auch Laien den Sport humorvoll näher — wie hier: „Wenn Beckers den Ball richtig getroffen hätte, wäre der bis nach Oberkassel geflogen.“

Neben Polo-Fans zeigten sich auch Laien begeistert von der Meisterschaft. Gert Wüstefeld, der zufällig auf einer Radtour vorbeikam, sagte: „Ein interessanter Sport. Ich verstehe das Spiel jetzt schon ungefähr.“