Hauptausschuss Wird Tönisvorst ein zweites Tübingen?
Tönisvorst · Große Mehrheit im Hauptausschuss stimmt für Resolution. CDU hatte den Vorschlag, lokal nach Lösungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu streben, eingebracht. Der Antrag liegt nun beim Landrat zur Prüfung vor. Weitere Bürgermeister von Nachbar-Kommunen haben ihr Wohlwollen und „Mitgehen“ signalisiert.
Pech war’s nicht. Pleite und Patzer räumte die Kanzlerin – wie erlebt – am Mittwoch ein und bat ihre Bürger um Verzeihung. Ihr „Ruhe-Gründonnerstag“ ging an der Lebenswirklichkeit der Menschen glatt vorbei. Nach massivem Protest verschwand der Ansatz vom Tisch.
An jenem Tag, an dem also die prominenteste Vertreterin des Landes einen dicken strategischen Fehler eingestand, ist auf der Politikebene mit Bodenhaftung, der Lokalpolitik, das Selbstbewusstsein bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie zurückgekehrt. Im Bund geht es nicht vorwärts. Aber was geht vor Ort?
Tönisvorst soll ein zweites Tübingen werden. So könnte man die Idee der CDU auf einen Nenner bringen, die im Hauptausschuss auf fast einhellige, fraktionsübergreifende Zustimmung stieß. Fraktionschef Andreas Hamacher: „Wir müssen die Zahlen wieder besser in den Griff bekommen. Lokale Lösungen greifen am besten und führen am besten zum Erfolg.“ Als Resolution wurde sie gleich am Donnerstag dem Kreis Viersen vorgelegt. Und Bürgermeister Uwe Leuchtenberg nahm sie mit in seine kreisweite Bürgermeisterrunde. Unterstützer anwerben.
Die Tönisvorster wollen für sich, für die Region die Errichtung eines Modellprojekts nach dem Vorbild Tübingens. Die baden-württembergische Stadt macht von sich reden, weil sie stabil niedrige Inzidenzwerte hat, obwohl sie Geschäfte und Gastronomie geöffnet hat. Die Universitätsstadt Tübingen stellt ihren Bürgern nach einem negativen Corona-Schnelltest Tagespässe fürs Shoppen und Schlendern aus. Sie lässt öffentliches Leben zu.
Dahin möchte Tönisvorst so schnell wie möglich wieder kommen. Deshalb bewirbt man sich nun als Stadt oder Kreis als Modellregion, in der neue Corona-Strategien erprobt werden könnten. Voraussetzungen dazu hatten Merkel und die 16 Ministerpräsidenten in jener Konferenz am vergangenen Dienstag beschlossen.
Es geht darum, strenge Schutzmaßnahmen zu ergreifen und mit einem Testkonzept Bereiche des öffentlichen Lebens zu öffnen. Zugangskriterium sind negative Testergebnisse, IT-gestützte Prozesse zur Kontaktverfolgung eine räumliche Abgrenzbarkeit auf der kommunalen Ebene – Faktoren, die in Tönisvorst und im Kreis hervorragend gegeben seien, so der Antragsteller CDU. „Wir befinden uns in einer Grenzregion und sind die Schnittstelle zwischen ländlichen Gebieten und städtischem Leben.“
„Sehr guter Vorstoß“, lobte Meral Thoms von Bündnis 90/Die Grünen und sprach sich für kluge lokale Lösungen zur Eindämmung der Pandemie aus. Michael Horst (SPD) trug den Antrag mit, stellte aber die Frage nach der Finanzierbarkeit und der Belastung der ausführenden Mitarbeiter. Fazit: „Gut, aber da muss mehr Fleisch dran!“ Fred Schwirtz, UWT, dankte dafür, „dass der Antrag hier aufgelaufen ist.“ Daumen hoch.
Thoms machte sich noch dafür stark, auch die Potenziale bei lokalen Unternehmen zu sehen und zu nutzen, etwa über den Weg des Sponsorings. „Das alles muss breit auf den Weg gebracht werden, um mit geballter Energie Tönisvorst zur Modellregion zu machen.“
Am Donnerstag hat Bürgermeister Uwe Leuchtenberg die verabschiedete Resolution zur „Corona-Modellregion“ an Landrat Andreas Coenen weitergesandt, verbunden mit der Bitte zu prüfen, was im Kreis Viersen umsetzbar ist. In Gesprächen mit vier weiteren Bürgermeistern aus dem Kreisgebiet hat Leuchtenberg großes Wohlwollen und den Willen, den Vorstoß aus Tönisvorst kreisweit zu unterstützen, wahrgenommen. In mindestens einer weiteren Kommune liege ein ähnlich ausgerichteter Antrag vor. Die Bürgermeister treten in den Abstimmungsprozess ein.