Rund ums Heimatmuseum „Kamps Pitter“ Kartoffelfest lockt viele Besucher an

Schiefbahn · Das traditionelle Kartoffelfest der Heimat- und Geschichtsfreunde Schiefbahn lockte zahlreiche Besucher. Vor dem Heimatmuseum „Kamps Pitter“ gab es Stockbrot vom Lagerfeuer – und natürlich leckere Kartoffeln und Reibekuchen.

Auch das Stockbrotbacken gehört traditionell zum Kartoffelfest – insbesondere für Familien ein besonderes Ereignis.

Foto: Norbert Prümen

Wasserdampf hüllt Günther Werth und Peter Lenders von den Heimat- und Geschichtsfreunden Willich ein. Werth hat nämlich den Deckel vom Pännchen geöffnet und wirft einen neugierigen Blick in den gewaltigen Bottich. Allerdings kochen im Bottich keine Wäschestücke, wie es einst der Fall war – sondern Kartoffeln. „Die sind jetzt eine halbe Stunde drin. Sie müssten gut sein“, bemerkt Lenders.

Mit zwei Haken ausgerüstet, angelt Werth einen der Metallkörbe aus dem heißen Wasser und kippt den dampfenden Inhalt in eine Metallwanne. Lenders pikst mit der Gabel in eine der Kartoffeln, was die Vermutung bestätigt: Die Pellkartoffeln sind gar. Während die erste Ladung zum großen Tisch gebracht wird, wo schon allerlei Leckereien bereitstehen – darunter hausgemachter Kräuterquark, Tsatsiki, kleingeschnittenes Gemüse wie Möhren, Gurken, Paprika und Tomaten sowie Brot – packen die beiden Männer die nächste Ladung Kartoffeln in das Pännchen und feuern erneut mit Holz an.

Der Duft von gebackenen Reibekuchen liegt in der Luft

„Wir haben 50 Kilogramm Kartoffeln fürs Pännchen in petto“, sagt Ernst Kuhlen, Vorsitzender der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich. Der Verein hat zu seinem traditionellen Kartoffelfest eingeladen. Angelehnt an die früheren Kartoffelfeuer, bei denen das Kartoffelstroh verbrannt wurde und frische Kartoffeln in der Glut geröstet wurden, gibt es die Erdäpfel nun zur Verkostung. Auch der Duft von frisch gebackenen Reibekuchen liegt in der Luft. Bis zur Quelle des Duftes ist aber gar kein Vordringen: Wer etwas essen möchte, muss sich zunächst anstellen. Vor dem Tisch, an dem Rosa Zelic und Katharina Schlitter die knusprige Kartoffelvariante frisch braten, hat sich eine Schlange gebildet. „Das riecht wie früher bei Oma. Ich freue mich richtig darauf, gleich Reibekuchen mit Apfelmus essen zu können“, sagt Anna Schmidt. 20 Liter hausgemachter Reibekuchenteig warten auf die Verarbeitung.

Immer mehr Besucher strömen auf das Gelände des Schiefbahner Heimatmuseums „Kamps Pitter“. „Es ist einfach ein schönes Angebot. Hier kommen alle Generationen zusammen. Man sitzt zusammen und es wird erzählt. Was mir ganz wichtig ist: Es ist nicht so kommerziell, wie es viele andere Feste sind“, sagt Maren Petersen, die an diesem Abend eindeutig den jüngsten Besucher mitgebracht hat. Enno ist gerade einmal vier Wochen alt. Allerdings verschlummert der jüngste Gast das Kartoffelfest sicher und geborgen im Kinderwagen.

An den Bierzeltgarnituren haben es sich Jung und Alt mit den Kartoffelgerichten und frisch gebratenen Rostbratwürsten bequem gemacht. Dicht umlagert ist auch das Lagerfeuer, das einen Hauch von großer Fahrt vermittelt. Kleine und große Besucher sitzen auf den Strohballen und halten ihre langen Stöcke mit dem Stockbrot in die Flammen. „Das schmeckt total lecker“, sind sich Anna und Lia einig, die ihr Brot von den mit Alufolie umwickelten Stöcken genommen haben und die Stöcke an José Adomat und Monika Goertz zurückgeben, die gekonnt neuen Brotteig um die Stöcke wickeln, damit die nächsten auch in den Genuss kommen.

Etliche junge Gäste zieht es zudem ins Museum, was Isabel Max und Nicole Borger geschuldet ist. Die beiden laden zum Basteln von Tiermasken ein. Paula und Philippa haben sich für ein Huhn entschieden, Eva und Mara sind mit dem Herstellen einer Katzenvariante beschäftigt. „Wir wollen beim Kartoffelfest die ganze Familie ansprechen, und ich denke, das ist uns wieder einmal gelungen“, sagt Edith Max.

Kuhlen hat derweil zum ersten Mal den knallroten Museumstraktor gestartet und lädt zur ersten rund halbstündigen Fahrt über die Felder ein. Ruckzuck ist der grüne Planwagen besetzt, und es geht los. „Ich werde gleich auch eine Runde Traktor fahren“, verkündet Willichs Bürgermeister Christian Pakusch (CDU), der mit dem Fahrrad angeradelt ist.

Langsam zieht die Dämmerung ein, damit folgt ein weiteres Highlight: Isabel Max liest ihre selbst geschriebene Geschichte mit dem Titel „Fünf tierische Freude“ vor. Die Geschichte ist das Startsignal für die Schatzsuche im benachbarten Park: Mit Taschenlampen bewaffnet beginnt eine Schnitzeljagd, bei der ein Hinweis zum nächsten führt. Groß ist die Freude, als die gut versteckte Schatzkiste gefunden wird und die Schätze in Form von Süßigkeiten neue Besitzer finden.