Schlossfestspiele: Max verfolgt jetzt ganze Kerle
Max Schnitzler aus Wekeln hat gerade sein Abi am St. Bernhard gemacht. Zurzeit sammelt er als Praktikant in Neersen in einem anderen Ensemble Erfahrungen.
Neersen. Silke von Patay schiebt ihr Schnäppchen vom Flohmarkt an der Trabrennbahn über den gepflasterten Hof zum Schloss. Das Original-70er-Jahre-Klapprad soll im Stück „Opa wird verkauft“ zum Einsatz kommen. Doch während des Transports im Auto ist die Kette abgesprungen. Als die Ausstatterin der Festspiele das wieder zu richten versucht, ist Max Schnitzler zu Stelle. In nicht mal einer Minute läuft die Kette wieder über das Zahnrad. Nun ist Silke von Patay noch besser gestimmt als nach ihrem Flohmarktbesuch: „Solche Helfer braucht man.“ Und: „Max ist immer gut gelaunt. Wunderbar.“
Der 18-Jährige aus Wekeln hat gerade sein Abitur am St. Bernhard bestanden und bereitet sich als Praktikant bei der Festspiel-Technik auf seinen nächsten Lebensabschnitt vor: „Ich möchte in Aachen Elektrotechnik studieren.“ Einschreiben kann er sich ab August.
Bis dahin sammelt er Hinter-den-Kulissen-Erfahrungen. Maximilian Schnitzler hilft in Technik und Requisite, wo er kann und an jedem Tag, an dem Proben und Vorstellungen angesetzt sind. „In der Zeitung stand, dass für die Technik Helfer gesucht werden. Und da habe ich mich gemeldet.“ Max, wie ihn alle — von der Intendantin Astrid Jacob bis hin zu Pünktchen und Anton — nennen, mag den Fulltime-Job.
Wenn morgens um 10 Uhr das Kinderstück für die Schulen aufgeführt wird, ist er um spätestens halb neun Uhr am Schloss und baut das Bühnenbild mit auf. Während der Vorstellung bleibt er in Rufweite, falls mal wieder ein abgewehter Vorhang im Schlossfenster aufgehängt werden muss. Nach dem Schlussapplaus steht er an der Bühne: „Ich muss meistens auf das rote Telefon aufpassen, da gehen die Kinder gerne dran“, sagt er und grinst.
Die Dutzenden Scheinwerfer, die am Schlossgemäuer angebracht sind, um abends Ganze Kerle und bald auch Opa ins rechte Licht zu rücken, lagern außerhalb der Spielzeit im Biedemannsaal. Es war Max’ erste Amtshandlung als Praktikant, Scheinwerfer in allen Größen mit zum Schloss zu transportieren. Nun, wo alle angebracht sind, muss mit viel Sorgfalt immer wieder vor den Vorstellungen geprüft werden, ob jeder Scheinwerfer leuchtet, alle Stecker in Steckdosen sind. . .
„Sehr freundlich“ sei er aufgenommen worden, sagt Max. Von den Kollegen in der Technik, mit denen er am häufigsten zu tun hat, und von den Schauspielern.
Ob es ihn reize, selbst auch einmal auf der Bühne zu stehen oder eine Statistenrolle zu übernehmen? „Oh nein“, sagt Max. Diese Rolle lehnt er dankend ab. Er ist viel lieber Verfolger als Darsteller, richtet aus dem Hintergrund den Lichtkegel auf Ganze Kerle und rückt ihre Tanzschritte ins rechte Licht. „Da muss ich ganz konzentriert sein, es soll ja schließlich nichts schiefgehen.“
Vier oder fünf Mal hat er die erste Abendpremiere dieser Spielzeit schon gesehen. „Gefällt mir sehr gut“, sagt Max. Seine Familie wird eine der nächsten Vorstellungen besuchen. Sicher werden die Eltern dann nach Max Ausschau halten, der im ersten Stock auf der rechten Fensterseite des Schlosses den „Verfolger“ bedient. Max: „Sehen werden sie mich hinter dem Licht aber sicher nicht.“
Gestern ist Max entgegen seines sonst so gelobten Einsatzes als Praktikant allerdings „untergetaucht“. Das St. Bernhard feierte den Abi-Ball. In diesem, seinem früheren Ensemble durfte Max natürlich nicht fehlen. Um das Fahrrad von Frau Patay muss er sich erst wieder nächste Woche kümmern. Proben zur Premiere von „Opa wird verkauft“ gehen nach dem Schützenfestwochenende weiter.