Schüler-Sketche im Demenz-Café
Donnerstags treffen sich Senioren und Betreuer im evangelischen Gemeindesaal von St. Tönis. Immer wieder kommen kleine Gäste.
St. Tönis. Als die Kinder den Raum betreten, gibt es ein großes Hallo. Die versammelten Senioren und ihre Betreuer heißen die Grundschüler lächelnd und rufend willkommen. Sogar der Café-Hund Betty verlässt seinen Lieblingsplatz unterm Frühstückstisch — wo immer mal wieder die eine oder andere Leckerei für sie abfällt — und läuft schwanzwedelnd auf die Mädchen und Jungen zu.
Rosemarie Sattler, Ehrenamtlerin, über den Besuch von Kitas oder Schulen
Die Klasse 4 d der Gemeinschaftsgrundschule Hülser Straße ist zu Besuch im benachbarten Gemeindesaal der evangelischen Kirche. Dort findet an jedem Donnerstagvormittag das Demenzcafé statt. Abwechselnd kümmern sich zwölf Ehrenamtler um derzeit etwa zehn Gäste, die an Demenz leiden — Konfession und Religion spielen dabei keine Rolle. Neben dem gemeinsamen Frühstück stehen verschiedene Unterhaltungspunkte auf dem Programm. Dazu gehören auch Ausflüge, etwa in den Krefelder Zoo, ins Duisburger Lehmbruck-Museum oder zur Grefrather Dorenburg.
Diesmal übernimmt die Klasse von Lehrerin Tina Rosenbusch die Regie. Die rund 20 Kinder freuen sich, im Unterricht einstudierte Geschichten und Sketche vor Publikum präsentieren zu können. Den Anfang macht ein Blockflöten-Solo: „Der Kuckuck und der Esel“. Im Anschluss singt der ganze Saal den Kinderlied-Klassiker. Dazu halten zwei Schüler einen Vogel und ein Grautier aus Pappe in die Höhe. Die Gäste des Demenzcafés bewegen ihre Lippen zum Text und nicken mit dem Kopf im Takt — das Lied ist offenbar allen sehr präsent.
Grundsätzlich ist es für einen Außenstehenden schwer festzustellen, was jeder Einzelne im Publikum von den Darbietungen genau mitbekommt und was nicht. Doch Reaktionen gibt es immer. Das rund halbstündige Programm umfasst auch das Gedicht von den drei schlauen Häschen, die abwechselnd vorgelesene Geschichte von der „Wanderbackpfeife“ und einen Witz über Keksdosen.
Für einen Zwei-Schüler-Sketch wird — mittels einer Wolldecke — aus einem Tisch ganz schnell ein Bett. Eine Mutter streitet mit ihrem Sohn Dieter, der partout nicht aufstehen und zur Schule gehen will. Als Begründung gibt er an, dass er von allen fertiggemacht werde. Die Pointe: Dieter ist 40 Jahre alt und bekleidet an der Schule das Rektorenamt — großes Gelächter.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Grundschüler und Demenzkranke in diesem Rahmen treffen. Auch der Kindergarten Wiesenzauber war bereits zu Besuch. „Wenn Kinder kommen, leuchten die Augen unserer Gäste, ihnen geht das Herz auf“, sagt Ehrenamtlerin Rosemarie Sattler.