Willich Schwierige Anreise aus Indiana
Zehn Schüler aus South Bend (USA) sind mit einem Tag Verspätung in Anrath eingetroffen. Eine ihrer Gastgeberinnen berichtet für die WZ darüber.
Anrath. Während uns allen bewusst war, dass das Zusammenleben vielleicht hin und wieder für Diskrepanzen sorgen würde, hätte niemand von uns deutschen Gastgebern gedacht, dass alleine schon die Ankunft der Amerikaner eine Herausforderung darstellen würde. Nachdem wir deutschen GAPP-Teilnehmer mit Eltern am geplanten Ankunftstag der Partner aus South Bend/Indiana ungefähr drei Mal Richtung Flughafen gefahren sind, nur um wieder umzudrehen, da sich die Flugzeiten verändert haben, waren so ziemlich alle extrem gestresst.
Unsere amerikanischen Gäste werden für die nächsten vier Wochen bei ihren deutschen Hosts leben und neben Tagesausflügen nach Bonn, Köln und Aachen auch den normalen deutschen Schulalltag ihrer Gastgeber miterleben.
Nach einem qualmenden Cockpit, ausgefallenen Flügen, anderen technischen Defekten und Gewitterwarnungen konnten wir mit mehr als 26 Stunden Verspätung endlich zehn übermüdete Amerikaner in Empfang nehmen. Das Willkommen fiel umso herzlicher aus.
Obwohl Lexy (15) und ich seit meinem Besuch im Herbst kaum Kontakt hatten, war es doch schön, sie nach neun Monaten wiederzusehen. Während in South Bend die Familien unserer Gäste gerade aufgestanden sind, wurden bei uns dann die ersten kulturellen Unterschiede entdeckt.
Neben dem anderen Aussehen der Häuser und der Kirche, die von Lexy mit Begeisterung fotografiert wurde, sorgte auch der Krankenwagen für Aufregung. Denn diese sehen in den Amerika ganz anders aus und hören sich auch anders an.
Der ersten Schultag hielt noch mehr Überraschungen für meine und die anderen Austauschschüler bereit, welche nach einem Treffen im Homeroom, eine Art Klassenraum für uns GAPPer, gespannt erkundet wurden. Vor allem der Stundenplan sorgte im ersten Moment für Verwirrung bei Lexy, da sie in Amerika die gleichen sieben Fächer jeden Tag hat, während wir hier in Deutschland zwölf Fächer an unterschiedlichen Tagen haben.
Ebenso stellte die deutsche Sprache eine Herausforderung dar, weil nur Lexy und vier andere Amerikaner überhaupt Deutsch in der Schule lernen. Aufgrund dessen kamen auch Fragen, die von uns Gastgebern mit Verblüffung aufgenommen wurden, wie etwa die, ob alle Unterrichtsfächer auf Englisch gehalten werden.
Nach dem schulischen Kulturschock ging es dann für uns zum Lebensmittel-Einkauf. Was in Amerika für uns Peanutbutter- and Jellysandwich war, ist in Deutschland Milka und Kinderschokolade. Insbesondere die Auswahl an Rittersport-Tafeln und die Diskussion über die richtige Essensart von Ahoi-Brause wurde zum Gesprächsthema unseres ganzen Trips. Sechs Schokoladentafeln und verschiedene Nimm-2-Packungen schwerer ging es dann ab nach Hause.
Die kurze Reflektion, welche Lexy und ich am Abend beim Filme gucken machten, ließ darauf schließen, dass vor allem die Schule für sie das größte Tageshighlight war. Das wird sich über die Wochen noch intensivieren.
Zudem freut sie sich sehr auf die Fußballspiele, die dank der EM zu einem der großen Spektakel hier in Deutschland für sie werden. Ebenso ist sie gespannt auf die deutschen Restaurants, welche doch schon ziemlich anders sind im Vergleich zu Amerika. Zum einen bekommt man in Amerika immer Wasser gratis nachgeschenkt, zum anderen muss man sich in Restaurants bei einem Kellner anmelden, der einem dann einen Tisch zuweist.
Für mich ist vor allem das fließend Englisch sprechen eine tolle Übung. Wodurch es derzeit aber auch des Öfteren passiert, dass ich Deutschen in Englisch antworte und Amerikanern in Deutsch.
Alles in allem waren die ersten beiden Tage ein voller Erfolg. Ich bin gespannt, was die Ausflüge und das Zusammenleben mit Lexy noch so mit sich bringen.