Willich Schwimmerin feiert ihren 90. Geburtstag

Die 90-Jährige ist die Großmutter des Olympiasiegers im Turnen, Fabian Hambüchen. In Willich kennt man sie aber vor allem als Trainerin.

Foto: Wolfgang Kaiser

Forstwald/Willich. Die Reihe der Gratulanten im Multifunktionsraum des Willicher Schwimmbades „De Bütt“ reißt nicht ab. Am laufenden Meter gibt es Umarmungen und Gratulationen für Anneliese Hambüchen, auch von Badleiter Philipp Bauknecht — und das mit Blumen, denn für das Bad ist die Seniorin, die gerade 90 Jahre alt geworden ist, jemand ganz Besonderes.

Seit Jahrzehnten reist die Forstwalderin, die übrigens die Oma des Turn-Weltmeisters und -Olympiasiegers Fabian Hambüchen ist, nach Willich. Allerdings nicht allein zum Schwimmen. Vor 25 Jahren startete sie mit einer Wassergymnastik-Gruppe. „Ich habe meine Leben lang geturnt und bin geschwommen. Irgendwann hat man mich im Bad gefragt, ob ich keine Lust hätte, Wassergymnastik anzubieten“, erinnert sich das Geburtstagskind. Sie hatte, und mit damals sieben Teilnehmern ging es an den Start. Viermal in der Woche trat sie morgens um 7 Uhr an, um für eine Dreiviertelstunde mit den Senioren Gymnastik im Wasser zu praktizieren. Das Angebot sprach sich herum, und aus den sieben Teilnehmern wurden in Spitzenzeiten bis zu 65, die das Angebot an den verschiedenen Tagen nutzten. Heute sind es rund 30 Senioren im Alter zwischen 60 und 90 Jahren, die sich im Variobad viermal in der Woche treffen und unter Anleitung das Wasser in Bewegung setzen.

Für die Trainerin bedeutet dies: Von dienstags bis freitags geht der Wecker um 5.30 Uhr, damit sie pünktlich zu Beginn der Wassergymnastik in der „Bütt“ ist. Schließlich muss immer alles vorbereitet werden. Die Physio-Bänder, die Poolnudeln in den verschiedenen Längen, die Stöcke oder die Frisbees werden herausgelegt, und dann geht es los. „Mir macht es großen Spaß und solange ich fit bin, mache ich weiter. Die Bewegung an sich, die Geselligkeit — es ist einfach nur schön. Wenn ich morgens hier war, bin ich motiviert für den ganzen Tag“, sagt Hambüchen.

Das Bewegen von den Fußspitzen bis hin zum Nacken tut einfach gut, und das findet nicht nur Hambüchen, wie die rege Teilnahme an dem Angebot zeigt. Wenn die Forstwalderin einmal nicht vor Ort sein kann, dann schreitet „Emma“ zur Tat. Dabei handelt es sich aber ebenfalls um Anneliese Hambüchen, allerdings in Form von Videoaufzeichnungen. Doris Schmitz hat sämtliche Übungen von Hambüchen auf DVD aufgenommen. „Ich hatte anfangs einige Vertreterinnen, wenn ich wirklich mal weg war. Aber irgendwie fiel ihnen nach zwei Übungen nichts mehr ein. Das war den anderen zu langweilig“, plaudert Hambüchen aus dem Nähkästchen und lächelt. Schmitz hatte dann die Idee der virtuellen Trainerin. An die Aufnahmen erinnern sich alle noch mit Schmunzeln. Einmal soff der Empfänger ab und musste mit dem Fön trockengelegt werden. Und Schmitz’ Ehemann konstruierte ein fahrbares Gestell für den eigens angeschafften Fernseher samt DVD-Player, wobei die Kombination im Abstellraum des Schwimmbades steht und natürlich vom Bad auch für andere Zwecke genutzt werden kann. Seit 2006 gibt es so das „Emma“-Turnen, wie die Senioren das Angebot genannt haben.