Senioren-Besuchsdienst: Wenn Hündin Milla zu Besuch kommt, ist die Freude groß

Der häusliche Besuchsdienst des DRK hat vierbeinige Verstärkung.

Foto: Kaiser

Willich. Wenn Nina Czeczatka ihre dunkelblaue Fleecejacke mit dem DRK-Logo anzieht und Milla zum Halsband ihr rotes Halstuch mit DRK-Emblem trägt, dann sind die Beiden auf dem Weg zu ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Einmal in der Woche besuchen sie im Rahmen des häuslichen Besuchsdienstes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Kreis Viersen ein älteres Ehepaar — der über 90-jährige Mann ist dement. Czeczatka und Milla bilden das erste ausgebildete Betreuungshundeteam beim Besuchsdienst im gesamten Kreis Viersen.

Die Idee, ein Team, aus einem Menschen und einem Hund ins Leben zu rufen, entstand bei Susanne Gilbert-Hoeren im vorigen Jahr. „Ich habe festgestellt, dass man bei einigen Menschen die Tür für den Besuchsdienst nicht öffnen kann, obwohl diese Menschen 24 Stunden am Tag allein sind und die Highlights der Besuch des Pflegedienstes oder die Lieferung des Mittagessens sind. Aber sie können sich nicht vorstellen, einen Besuchsdienst einzulassen“, sagt Gilbert-Hoeren, die für die Koordination zuständig ist.

Von einem Kollegen erfuhr sie von der erfolgreichen Arbeit mit Hundeteams. Durch die Anwesenheit der Vierbeiner öffnen sich Senioren für den Besuchsdienst und erfahren dabei ein Stück Lebensqualität, das sie dann nicht mehr missen möchten. Eine fantastische Idee, fand Gilbert-Hoeren.

Aber es stellte sich sofort die Frage, wie man an ein solches Team gelangen könnte. Sie startete eine Recherche und stieß auf die Hundeschule „Mensch-Hund“ von Holger Krasemann. Inzwischen hatte Gilbert-Hoeren auch schon die Leiterin der ambulanten Dienste des DRK, Ulrike Hagel-Leder, für das Projekt Betreuungshundeteam begeistert. Die Beiden besuchten Krasemann und stellten ihr Anliegen vor.

„Uns war ganz wichtig, dass es ein Hund sein soll, der ruhig auf Senioren zugeht, sich gerne anfassen lässt und keine Probleme damit hat, wenn Menschen sich etwas unkoordiniert bewegen, lauter sprechen oder auch mal etwas ungeschickter streicheln“, erinnert sich Gilbert-Hoeren.

Zudem sollte der Hund die Grundkommandos perfekt beherrschen und nicht sabbern. Schließlich gibt es auch bettlägerige Menschen, und Speichelflecken am oder im Pflegebett entsprechen nicht den hygienischen Vorstellungen.

Krasemann wusste genau, was gesucht wurde, und konnte direkt weiterhelfen. Er kannte Czeczatka und ihre Hündin Milla, die beide die besten Voraussetzungen für die Arbeit als Betreuungshundeteam mitbrachten. Denn: Czeczatka ist neben ihrem Hauptberuf als Heilpädagogin auch Hundeerziehungsberaterin. Und Milla war schon in Kindergärten im Einsatz. Die Beiden signalisierten direkt Bereitschaft.

Ein wenig musste Milla zusammen mit ihrer Besitzerin aber noch bei Krasemann „die Schulbank drücken“. So galt es unter anderem zu lernen, am Rollstuhl und Rollator zu gehen, Aufzug zu fahren und bei Einkäufen brav zu warten. Die Kosten für diese Ausbildung übernahmen die Ambulanten Dienste DRK Kreis Viersen.

Im Gegenzug verpflichtete sich Czeczatka für eine festgelegte Zeit, als Betreuungsteam ehrenamtlich in den Einsatz zu gehen. Etwas, das dem frisch ausgebildeten Team viel Freude macht. „Beim ersten Besuch war ich schon ein wenig aufgeregt. Ich habe mich gefragt, wie das Ehepaar reagieren wird“, erinnert sich Czeczatka.

Diese Aufregung hätte sich die 39-jährige Waldnielerin sparen können: Milla ließ das Ehepaar strahlen und eine wunderschöne gemeinsame Stunde erleben. Der Erstbegegnung sind schon weitere Besuche gefolgt, bei denen Czeczatka feststellen konnte, wie sich das Ehepaar über Milla und sie freut.