Kunstprojekt „Share a chair“ in Willich Kreativ im Kern mit Hocker-Kunst
Willich · „Share a chair“ - „teile einen Stuhl“ ist ein Projekt der Stadt für Robert-Schuman-Europaschüler.
Lauritz sitzt. Mit einem Hocker in der Hand. Verkehrte Welt? Nein: Kreativer Auftrag. Der Oberstufenschüler der Robert-Schuman-Europaschule hat mit 56 Klassenkameraden erlaubterweise die Baustelle Marktplatz in Alt-Willich geentert.
Grund ist die Vorbereitung einer Ausstellung für „Kunst im Kern“ am 25. Mai. Werkeln, malen und kleistern unter freiem Himmel, begleitet von Kunstlehrerin Pia Hüttenwirth, Citymanagerin Christel Holter, Beate Krempe, als Vorsitzende des Kulturforums Willich seit 2015 intensiv an diversen Projekten in der Innenstadt aktiv, und den Künstler Waleed Ibrahim aus Syrien.
Es geht um angewandte Kunst mit einem Alltagsgegenstand. Diesmal dem Hocker, und dem vielmeinenden Titel „Share a chair“ (teile einen Stuhl).
150 stabile Sitzhocker aus Pappe existieren bereits mit dem Kunst im Kern-Logo. 50 blanko-weiße verändern sich an diesem Dienstag in den Händen der Jugendlichen.
Das Stadtprojekt als Auftrag an die junge Generation lautete: etwas teilen, mitteilen, weitergeben, zeigen. Projektionsfläche sind die fünf sichtbaren Seiten der Pappsitze. Die Kunst soll auch Anlass und Standort (neuer Marktplatz in Willich als Treffpunkt der Mitte) ablesbar machen.
Genauso hatten sich die Planer der neuen Platz-Möbel das wohl vorgestellt: Der so genannte „lange Tisch“ aus Holz vor St. Katharina ist von beiden Seiten besetzt. Auf ausgelegten Folien drumherum sitzen und hocken Schüler, malen Pappe an oder warten darauf, dass die Farbe trocknet, um mit ihrem Motiv weiterzukommen. Einer sucht die Acrylfarbe Rot, eine andere schraffiert die letzte Fläche im Kostüm ihres Superhelden aus. Andere wollen mit der Heißklebepistole die Hocker dekorieren.
Lauritz hat genau das alles im Blick: „Ich will gezielt diese Aktion hier festhalten“, hat er sich vorgenommen. „Die Projektidee ist toll. Und die Umsetzung hier auf dem Platz zu machen, das ist viel besser als Frontalunterricht in der Schule. Schön, dass die Leute aus Willich sich das hier ansehen“, sagt der 18-Jährige.
Marvel-Fan Katharina will mit ihren Heldenfiguren auf der Hocker-Unterlage das Thema Freundschaft und Rivalität umsetzen. „Der Platz hier gefällt mir ziemlich gut“, sagt sie. Hier wird man sich gut treffen können. Ich hoffe, dass es so schön bleibt“, sagt sie.
Lehrerin Hüttenwirth geht durch die Reihen. Sie ist angetan vom Engagement ihrer Schüler, von den Einfällen, die sie umsetzen. „Wir haben uns im Vorfeld überlegt, was man teilen kann: Wasser, Essen, Geld, aber auch Solidarität, Liebe, Wut und auch die Kunst – mit dem Betrachter.“
Einige Schüler wählen politische Ansätze. Einer hat sich die Außengrenzen Europas angesehen, sogar Stacheldraht besorgt, um deutlich zu machen, wie es Menschen in diktatorisch geführten Ländern ergeht, die nicht ohne weiteres in Europa einreisen können. Auf seinem Hocker wird man nicht bequem sitzen können.
Auf denen von Leon, Paul, Niklas, Jonas und Labi wohl. Sie haben sie grün eingefärbt. Die Sitzflächen bekommen grünen Teppichfloor, der mit weißen Linien bemalt wird. Zusammengeschoben werden die vier Hocker zu einem Fußballfeld. Die Verzierung steht: „Das Fohlenecho der Borussia liegt zum Zerschneiden bereit, ein WM-Ball liegt geteilt daneben, um an die Seiten zu kommen. „Und wir werden einen Hocker mit den Sticker-Bildern bekleben, die im Rahmen der DJK/VfL-Aktion zum 100-jährigen Vereinsbestehen gedruckt wurden.“
Alle Hocker werden am 25. Mai im Rahmen des Festes „Kunst im Kern“ auf dem Kaiserplatz ausgestellt. Die jungen Künstler werden vor Ort sein, wollen auch mit Betrachtern ins Gespräch kommen. Später werden die Hocker der Oberstufe der Robert-Schuman-Europaschule zur Verfügung gestellt: „Share a chair“ – mit Mitschülern.